Ausgabe August 2009

Der BND und die Welt von morgen

In großen Umbruchphasen kann es leicht passieren, dass maßgebliche politische Entscheidungen von den Medien nicht als solche wahrgenommen werden. So geschehen am 16. Juni 2009: An diesem Tag fasste im russischen Jekaterinburg das Bündnis der BRIC-Staaten – Brasilien, Russland, Indien und China – den Beschluss, den Dollar mittelfristig als Weltwährung durch ein anderes internationales Zahlungssystem abzulösen. Damit wollen die Staaten dazu übergehen, untereinander in ihren eigenen Währungen zu handeln und diese nach und nach gegenseitig als Reservewährung zu akzeptieren.

Dieser Beschluss bedeutet einen großen historischen Einschnitt. Denn die BRIC-Staaten vereinigen 40 Prozent der Weltbevölkerung mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von 5 bis 10 Prozent und besitzen einen hohen Anteil an den weltweiten Rohstoffreserven. Ein ähnliches Gewicht besitzt sonst nur noch die etwas ältere Shanghai Cooperation Organisation (SCO), deren Leitstaaten auch Mitglieder der BRIC sind. Die Macht dieser beiden Staatenbünde hat in den vergangenen Jahren beständig zugenommen. Mittlerweile orientieren sich auch viele kleinere Staaten wie Malaysia, Venezuela, der Iran und Kasachstan an der BRIC oder der SCO.

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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