Wie ein Mantra wiederholen amtliche Stimmen Israels dieser Tage, von Ministerpräsident Ehud Olmert bis hinab zum letzten Pressesprecher, unablässig einen Satz: „Zeigen Sie uns einen Staat, der Zurückhaltung übt, wenn ständig Raketen auf die Zivilbevölkerung seines eigenen Staatsgebiets abgeschossen werden.“ Und zugunsten provinzieller Zuschauer wie unserer amerikanischen Freunde hat die israelische hasbara (hebräischer Ausdruck für „Erklärung“ oder „Information“ – was besser klingt als „Propaganda“) einen Film produziert, der Israels Südgrenze mit derjenigen der Vereinigten Staaten vergleicht. „Würden die USA“, fragt der Sprecher des Films, „Raketen ignorieren, die von Mexiko aus auf San Diego abgeschossen werden?“
Die erwartete, wenngleich allzu simple Antwort lautet natürlich: Keinesfalls! Selbst ein unheilbarer Linker wie ich würde nicht tatenlos zusehen, wenn ägyptische oder jordanische Raketen in israelischen Städten einschlügen. Die zutreffende, allerdings vielschichtigere Antwort besagt jedoch, dass die Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen (wie die zwischen Israel und dem Westjordanland oder den Golanhöhen) keiner anderen Grenze irgendwo auf der Welt, die israelisch-ägyptische und die israelisch-jordanische eingeschlossen, gleicht.