Ausgabe März 2009

Die kapitalistischen Plagen

Energiekrise und Klimakollaps, Hunger und Finanzchaos

Die zehn biblischen Plagen, die der Gott des Volkes Israel über die Ägypter brachte, darunter vergiftete Brunnen, Stechmücken, die schwarzen Blattern, Viehpest, Froschlawinen, Heuschreckenschwärme und eine Sonnenfinsternis, sind unbestätigte Geschichte, über die im Zweiten Buch Moses des Alten Testaments berichtet wird. Dass Milliarden Menschen heute Hunger leiden, dass die fossile Energieversorgung in Zukunft nicht gesichert sein wird, dass das globale Klima zu kollabieren droht, dass die globale Finanzkrise horrende Billionenverluste verursacht und inzwischen auch Millionen Arbeitsplätze verloren gehen, ganze Industriezweige wegbrechen und die Masseneinkommen sinken, sind hingegen unbezweifelbare Tatsachen des gegenwärtigen kapitalistischen Weltsystems. Die modernen Plagen belasten die heute lebenden Menschen in ganz ähnlicher Weise wie die ägyptischen Plagen die Zeitgenossen vor mehr als 3000 Jahren.

Die Finanzkrise wird zur Wirtschaftskrise

Anfang Oktober 2008 schätzte der Internationale Währungsfonds (IWF) die Verluste der globalen Finanzkrise auf 1400 Mrd. US-Dollar. Nur einen Monat später erhöhte die Bank of England auf das Doppelte, auf 2800 Mrd. US-Dollar. Das ist nahezu drei Mal so viel wie die Verluste, die die Bank of England noch im April des Jahres angegeben hatte. Von den 2800 Mrd. entfallen 1577 Mrd. US-Dollar auf die USA. Im Euro-Gebiet kommen noch einmal 785 Mrd.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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