Globales Agrobusiness und der Ausverkauf der Entwicklungsländer
Der Vertrag, den der südkoreanische Konzern Daewoo Logistics im Juli 2008 mit der Regierung von Madagaskar abschloss, machte weltweit Schlagzeilen: Das Unternehmen wollte 1,3 Mio. Hektar Land, die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Insel, für 99 Jahre pachten und dort unter anderem Futtermais anbauen, um Südkorea, den viertgrößten Maisimporteur der Welt, unabhängiger vom Weltmarkt zu machen. Als Gegenleistung versprach das Unternehmen, in Straßen, Bewässerung und Vorratsspeicher zu investieren.
Dieses Vorhaben von Daewoo Logistics ist aktuell die größte bekannte ausländische Investition in die Landwirtschaft. Aber bei weitem nicht die einzige: Zahlreiche Unternehmen aus Schwellenländern und aus Erdöl exportierenden Staaten haben das offshore farming entdeckt. Während Investoren aus Industrieländern schon lange in Plantagen, in Blumenfarmen oder – ausgelöst durch die Beimischungsverordnung der EU und die Klimadebatte – in den Anbau von Agrartreibstoffen investieren, ist diese mächtige Konkurrenz neu.
Neu ist vor allem die Größenordnung: Das Internationale Forschungsinstitut für Ernährungspolitik (IFPRI) in Washington D.C. schätzt, dass ausländische Investoren seit 2006 in Ländern des globalen Südens 15 bis 20 Mio. Hektar Land gekauft oder gepachtet haben.