Ausgabe Dezember 2010

Global Player Brasilien: Wie weiter nach Lula?

Mit dem klaren Wahlsieg von Dilma Rousseff, die Präsident Luiz Inácio „Lula“ da Silva nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit am 1. Januar als Staatschefin ablösen wird, stimmte Brasilien für politische Kontinuität. Darauf hatten die regierende Arbeiterpartei (PT) und der scheidende Amtsinhaber gesetzt, der für seinen sozialliberalen Kurs in Umfragen zuletzt Zustimmungsraten von 80 Prozent erzielte. Lula hatte im Wahlkampf sein ganzes Ansehen in die Waagschale geworfen, um die rechte Opposition in die Schranken zu weisen und seiner Wunschkandidatin zum Erfolg zu verhelfen.[1] Diese Richtungsentscheidung, die auch durch ein regelrechtes Anti-Dilma-Trommelfeuer der meinungsbildenden Massenmedien nicht verhindert werden konnte, ist jedoch nicht nur innenpolitisch, sondern auch außenpolitisch von erheblicher Relevanz.

Unter Lulas Ägide, die 2003 begonnen hatte, verdoppelte Brasiliens Ökonomie ihr durchschnittliches Wachstum auf rund fünf Prozent jährlich. Sie verkraftete auch die Weltfinanzkrise vom Herbst 2008 vergleichsweise gut und ging nach Angaben der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika (CEPAL) mit einer Wachstumsrate von voraussichtlich 7,6 Prozent (2010), einem Bruttoinlandsprodukt von 1600 Mrd. US-Dollar (2009) und einem Pro-Kopf-Einkommen von 8300 US-Dollar sogar gestärkt daraus hervor.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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