Ausgabe März 2010

Islamophobie und Antisemitismus

Ist es legitim, Islamfeindlichkeit mit Antisemitismus zu vergleichen? Darüber ist eine heftige Debatte zwischen dem Publizisten Henryk M. Broder und dem Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, Wolfgang Benz, entbrannt.

Während Benz Parallelen zwischen Islamfeindlichkeit und Antisemitismus ausmacht,[1] entgegnet Broder, dass derartige Vergleiche ähnlich geistreich seien wie solche zwischen Wehrmacht und Heilsarmee, zwischen Bikini und Burka sowie zwischen der GEZ und der Camorra.[2] Was ist von diesen und anderen Thesen in Broders mit der provokanten Frage „Sind Muslime die Juden von heute?“ überschriebenem Essay zu halten?
Der Titel des Broderschen Essays ist in der Tat eine Provokation, da weder Benz noch andere Personen, die einen komparatistischen Ansatz für sinnvoll erachten, die Position, dass Muslime die Juden von heute seien, je geäußert haben. Vielmehr zeigt die über 2000jährige Geschichte des Antisemitismus, dass dieser bislang leider nicht erfolgreich bekämpft bzw. gar besiegt werden konnte, so dass von einer Ersetzung in keiner Weise die Rede sein kann, wohl schon gar nicht in Deutschland, wo man eine Synagoge nur nach Leibesvisitationen betreten kann und Angst haben muss, wenn man in der Öffentlichkeit eine Kippa trägt.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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