Am 24. Oktober wird Christa Wolf in Lübeck den Thomas-Mann-Preis in Empfang nehmen – „für den tiefen moralischen Ernst und die erzählerische Kraft“, die ihr Werk auszeichneten, so die Begründung der Jury.
Ernst ist auch das jüngste Buch von Christa Wolf. Ja, mehr noch: Es ist ein trauriges Buch, ein schwieriges zudem. Und dennoch kann man nicht davon lassen, muss immer weiterlesen. Allerdings fühlt sich der Leser zu Beginn, obwohl der komplizierte Titel alle Möglichkeiten eröffnet, doch ein wenig irregeführt, denn das Wort „Roman“ erscheint lediglich auf der Rückseite des Umschlags. Dort heißt es: „Der neue große Roman von Christa Wolf ‚Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud’ spiegelt das Leben der Autorin, wie ‚Kindheitsmuster’ immer wieder verbunden mit entscheidenden Momenten deutscher Geschichte.“
Auch das einführende Zitat aus Walter Benjamins „Ausgraben und Erinnern“ – „So müssen wahrhafte Erinnerungen viel weniger berichtend verfahren als genau den Ort bezeichnen, an dem der Forscher ihrer habhaft wurde“ – lässt eher Lebenserinnerungen als einen Roman erwarten.