2011 ist das „Europäische Jahr der Freiwilligkeit“, und die Politik in der Bundesrepublik wird nicht müde, das soziale, ehrenamtliche Engagement der Bevölkerung zu beschwören. Mit dem Ende der Wehrpflicht wird nun auch noch ein neuer Bundesfreiwilligendienst ins Leben gerufen. Das wohlfeile Lob des Ehrenamts kritisiert Claudia Pinl
„Wir brauchen eine neue Kultur der Freiwilligkeit“, fordert Bundesfamilienministerin Kristina Schröder. Rettungsdienst bei der Bergwacht, Aufsicht in der Stadtteilbibliothek, Hausmeisterdienst im Altenheim, Besuchsdienste in Krankenhäusern und Heimen – Freiwilligenarbeit trägt in fast allen gesellschaftlichen Bereichen zur Funktionsfähigkeit des Ganzen bei. Ohne die Menschen, die sich in Deutschland ohne Erwerbsabsicht für andere einsetzen, wäre die Gesellschaft ein Ort großer sozialer Kälte; viele uns selbstverständlich erscheinende Einrichtungen und Dienstleistungen gäbe es nicht.
Rund 23 Millionen, ein Drittel der Bevölkerung über 15 Jahren, sind hierzulande ehrenamtlich tätig, von ein paar Stunden pro Jahr bis zu vielen Stunden in der Woche. In manchen EU-Ländern ist ihr Anteil sogar noch höher; dabei ragt Schweden mit etwa 50 Prozent engagierter Erwachsener besonders heraus.