Ausgabe November 2011

Erleuchtung im Parlament?

Die Rede Papst Benedikts XVI. vor dem Parlament hat den Chor des Bundestages, bestehend aus den meisten Abgeordneten, ein großes „Halleluja“ anstimmen lassen. Ob aber all jene, die in diesen Lobgesang eilfertig einstimmten, wirklich hörten, was da vor dem „Hohen Haus“ der Demokratie gesagt wurde, ist zu bezweifeln, denn es hat eben nicht „nur“ ein Theologie-Professor oder ein Professor der Rechtsphilosophie gesprochen. Gesprochen hat der Papst, der „Stellvertreter Gottes auf Erden“, der aufgrund des Jurisdiktionsprimats für sich Unfehlbarkeit beansprucht und in dessen Botschaft weit mehr liegt als nur „nachdenkliche“ oder „anspruchsvolle“ Worte. Seine Rede hat – es ließe sich sagen: im Stil des „uneigentlichen Sprechens“ eines Pius XII. – einen klaren inhaltlichen Kurs, bei dem, wenn vom „Öffnen der Fenster“ die Rede ist, um „Licht“ herein zu lassen, saubere Luft eine viel geringere Rolle spielt, als es der Verweis auf die ökologische Bewegung zunächst suggeriert. Was also hat der Stellvertreter Christi auf Erden „in Wahrheit“ oder bei „Licht“ besehen – zwei Größen, deren richtige Auslegung ein Papst seit Pius IX.

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Vom Proletariat zum Pöbel: Das neue reaktionäre Subjekt

von Micha Brumlik

Gewiss, es waren keineswegs nur Mitglieder der US-amerikanischen weißen Arbeiterklasse, die Donald Trump an die Macht gebracht haben. Und doch waren es auch und nicht zuletzt eben jene Arbeiter und Arbeitslosen – und genau hier liegt das eigentliche Erschrecken für die Linke.