Ausgabe März 2012

China: Stabil durch Revolten

Jeder neue Protest in China nährt im Westen die Hoffnung, dieser könne zum Ende des autoritären Regimes in Beijing beitragen – vor allem wenn ein Protest so konfrontativ verläuft wie der in Wukan, einem Küstendorf mit rund 12 000 Einwohnern in der südchinesischen Provinz Guangdong. Dabei übersehen die Kommentatoren jedoch meist die eigentlichen Absichten der Protestierenden und unterschätzen die Anpassungsleistungen des Einparteienstaates.

Anfang September 2011 bemerkten Bewohnerinnen und Bewohner in Wukan Fremde, die auf einem Stück Land arbeiteten, das zum Dorf gehörte. Bis heute ist unklar, wie groß das Stück war, das das Dorfkomitee dem chinesischen Immobiliengiganten Country Garden Group verkauft hatte, aber es war nicht das erste Mal – insgesamt sollen im Laufe der Jahre 80 Prozent des kollektiven Agrarlandes veräußert worden sein. Bisher hatten die hauptsächlich vom Fischfang lebenden Bewohner dies hingenommen. Aus dem Perlflussdelta zurückgekehrte Wanderarbeiter hatten jedoch die Erkenntnis mitgebracht, dass das Land nicht der Partei, sondern „dem Kollektiv“ gehörte. Und so organisierten sie eine gemeinsame Petition gegen den Verkauf, die allerdings ohne Antwort blieb.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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