
Bild: Blessing Verlag
Mehr noch als seine Vorgänger hat das jüngste Buch von FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher heftige Reaktionen ausgelöst. Doch ob Anhänger oder Gegner: Einig sind sich alle, dass es sich bei „EGO. Das Spiel des Lebens“ um eine gleichermaßen avancierte wie radikale Kapitalismuskritik handelt. Dem widerspricht entschieden der folgende Beitrag. – D. Red.
Heute erinnern sich wohl nur noch Altlinke daran, dass in den 60er Jahren der seinerzeit führende DDR-Philosoph Georg Klaus den Theoriekomplex aus Kybernetik, Systemtheorie und mathematischer Spieltheorie dem Klassenfeind entwinden und in den kanonischen Bestand des historisch-dialektischen Materialismus integrieren wollte. Für Georg Klaus war dieser Komplex ein vorbildliches Modell dafür, wie Kommunikation und Information qua Entscheidungssteuerung in eine materialistische Theorie und in die Praxis der realen Abläufe in Produktion, Planung, Organisation eingebaut werden könnte.
Den Kybernetik-Hype der 60er Jahre hat die SED alsbald ausgebremst. Aber jetzt, fast 50 Jahre später und ein Vierteljahrhundert nach dem Untergang des Staatssozialismus, finden wir unweigerlich die Matrizen der Spieltheorie – ganz gleich, ob wir von Wirtschaft, von Verhaltensökonomie, von Signalevolution, von Tierverhalten, von menschlichem Sozialverhalten etc. sprechen.