
Bild: Fischer Verlag
Sagen wir es gleich zu Anfang: David Abulafias „Das Mittelmeer. Eine Biographie“ kann ein höchst einflussreiches Buch werden. Es versucht, eine Region neu zu deuten, die immer stärker in den Fokus der europäischen Politik rückt. Nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Arabellion könnte der Nord-Süd-Konflikt eine Intensität bekommen, wie sie vor einer Epoche in anderer Weise der Ost-West-Konflikt besaß.
David Abulafia gehört zu den Historikern, die, wie der ebenfalls in Cambridge lehrende Christopher Clark, den handelnden Menschen stärker in den Mittelpunkt rücken. So gewinnen sie mit ihren Werken ein Publikum weit über den Kreis der Wissenschaft hinaus. Zwar wird die Biographie des Mittelmeers nicht ebenso große Wellen in der Öffentlichkeit schlagen wie Clarks umstrittene Darstellung des Ersten Weltkriegs. Aber gerade durch Abulafias Opus wird deutlich, dass eine neue Form der Geschichtsschreibung in den Vordergrund drängt. Bringt sein Buch doch einen Stoff zur Darstellung, bei dem einst die Strukturgeschichte eine ihrer Entscheidungsschlachten gewann.
Es war vor allem das 1949 erstmals erschienene dreibändige Mittelmeerbuch von Fernand Braudel, das für lange Zeit die Sichtweise auf dauerhafte Strukturen wirkmächtig bestimmte.