Wie Theodor Eschenburg die NS-Beamtenschaft rechtfertigt
In der Politikwissenschaft wird seit geraumer Zeit erbittert über Theodor Eschenburg gestritten, einen der Gründerväter der Zunft nach 1945.[1] Als Rektor der Universität Tübingen verschaffte Eschenburg dem jüdischen Philosophen – und Marxisten – Ernst Bloch nach dessen Verlassen der DDR eine Gastprofessur. Eschenburg hatte den Ruf eines liberalen, publizistisch einflussreichen Wissenschaftlers, der sich an der Ordnung des Grundgesetzes orientiert. Doch in den 30er Jahren war er selbst an der Arisierung eines jüdischen Unternehmens und damit an der Durchsetzung der NS-Herrschaft beteiligt. Das wurde durch Forschungen von Rainer Eisfeld bekannt, ebenso wie der Fakt, dass Eschenburg in jener Zeit auch eine Weile Mitglied der Motor-SS war. Durch die Erkenntnisse Eisfelds,[2] der sich bereits vor über 20 Jahren fragwürdigen Kontinuitäten der deutschen Politikwissenschaft gewidmet hat, erscheinen auch Theodor Eschenburgs Beiträge in der Wochenzeitung „Die Zeit“ in einem neuen Licht, insbesondere jene zur Rolle der Beamtenschaft im NS-System. Im Umgang mit dieser kommt indirekt auch Eschenburgs Umgang mit seiner eigenen Biographie und mit der Durchsetzung der NS-Herrschaft in einem Teilbereich des Hitler-Regimes zum Ausdruck.