Ausgabe Juli 2015

Die Tragödie der Rohingya

Endlich, möchte man sagen, auch wenn es zynisch klingen mag. Endlich haben die dramatischen Bilder der Flüchtlingsboote auf dem Andamanischen Meer das Augenmerk der internationalen Gemeinschaft auf eine Bevölkerungsgruppe gelenkt, deren Schicksal sonst leider nicht im Fokus steht. Dabei werden die Rohingya, die an der Grenze Burmas und Bangladeschs leben, vom UN-Berichterstatter als eine der am meisten diskriminierten Gruppen der Welt bezeichnet.[1] Das ist auch der Grund für ihre massenhafte Flucht.

Die Rohingya sind Muslime. In Burma, einem der ethnisch vielfältigsten Länder der Welt mit mehr als 130 ethnischen Gruppen, leben sie im Westen des Landes, im Staat Rakhine, allerdings zumeist ohne dessen staatsbürgerliche Rechte zu besitzen. Das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) nimmt an, dass 800 000 der rund eine Million Rohingya dort staatenlos sind.[2]

Schätzungen des UNHCR zufolge haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres 25 000 Menschen die Flucht über das Meer gewagt. Ihre Absicht: nach Thailand, Malaysia oder Indonesien zu gelangen. Doch für mindestens 300 endete die Flucht tödlich.[3] Die Zielländer entschieden sich, keine Flüchtlinge mehr aufzunehmen, so dass die Boote bis zu zwei Monate lang auf dem Andamanischen Meer umherkreisten, unter katastrophalen Umständen.

Sie haben etwa 7% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 93% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Euphorie und Ernüchterung: Bangladesch nach dem Aufstand

von Natalie Mayroth, Dil Afrose Jahan

Im September fanden an der Universität Dhaka, einer der wichtigsten Hochschulen Bangladeschs, Wahlen zur Studentenvereinigung statt. Manche sehen sie als Testlauf für die nationalen Wahlen. Daher ist es ein Warnsignal, dass dort ausgerechnet der Studentenflügel der islamistischen Jamaat-e-Islami gewann.

Koloniale Nachwehen: Der Kampf um Kaschmir

von Amadeus Marzai

Ein brutaler Terroranschlag riss am Nachmittag des 22. April das idyllische Baisaran-Gebirgstal im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs aus seiner Ruhe. Es war der Beginn einer rapiden Eskalation im seit jeher angespannten indisch-pakistanischen Verhältnis und könnte sogar zum Ausgangspunkt eines größeren Krieges zwischen den beiden Nuklearmächten werden.

Südkorea: Vom Putschversuch zur Richtungswahl

von Fabian Kretschmer

Es ist mehr als nur ein Klischee, dass die südkoreanische Demokratie zu den lebhaftesten in ganz Asien zählt. Seit der Wahlkampf Anfang Mai offiziell eingeläutet wurde, sind die gläsernen Fassaden der Bürotürme in der Hauptstadt Seoul mit riesigen Plakaten der Spitzenkandidaten zugepflastert.