Ausgabe Januar 2017

Das Scheitern der Identitätspolitik

Trumps Amerika: Lehren für die Linke

Das progressive Amerika verarbeitet noch den Schock der unerwarteten Wahl Donald Trumps. Eine intensive Debatte um die eigenen Fehler ist im vollen Gange, aus der wir drei wichtige Stimmen präsentieren: Die Feministin Joan C. Williams untersucht, warum so viele Arbeiter von den Demokraten zu Trump umschwenkten und wirft einen genauen Blick auf die Kultur und Werte in den amerikanischen Industriestädten. Der Publizist Mark Lilla wiederum fragt in einem viel diskutierten Essay, welche Rolle die im linksliberalen Milieu vorherrschende Identitätspolitik für die Wahlniederlage gespielt hat. Einen anderen Fokus wählt die Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie. Sie beleuchtet die sprachlichen Grenzverschiebungen rund um die Wahl und plädiert für ein offensives Auftreten gegen rechte Hetze. – D. Red.

Amerikas Bevölkerung ist heute bunter gemischt denn je, und es ist schön, dieser Entwicklung zuzuschauen.[1] Besucher aus anderen Ländern – besonders aus solchen, die sich schwertun mit der Eingliederung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und Religionen – sind verblüfft, wie gut wir das schaffen. Nicht perfekt natürlich, aber derzeit doch besser als irgendeine europäische oder asiatische Nation. Das ist eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte.

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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