Ausgabe Juli 2017

Der neue Businessfeminismus

Als sich Ende April im Vorfeld des G20-Gipfels 200 Frauen aus den Führungsetagen von Politik und Wirtschaft in Berlin zum W20-Gipfel trafen („W“ steht für Woman), verfolgten sie ein gemeinsames Ziel: die Rolle der Frauen in der Wirtschaft zu stärken. Unter dem Titel „Frauen inspirieren“ diskutierte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einem Podium mit insgesamt sieben prominenten Persönlichkeiten, darunter die Tochter des amtierenden US-Präsidenten, Ivanka Trump, die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, und die holländische Königin und frühere Bankerin Máxima, über die Förderung von Unternehmerinnen.

Die Spitzenfrauen transportierten dabei eine zentrale Botschaft: „Frauen schaffen das.“ Doch hinter dem Nimbus des „Yes, you can!“ verbirgt sich ein neuer, knallharter Businessfeminismus, der die neoliberale Strategie eines Empowerments von Frauen durch die Märkte, vor allem aber zum Wohle der Märkte, auf die Spitze treibt.

Schon die hochkarätige Besetzung des Podiums macht die bereits Privilegierten und Mächtigen zum Rollenvorbild. Mit der Einladung der Präsidententochter, die Merkel bei ihrem USA-Besuch persönlich ausgesprochen hatte, fördert sie den selbst erklärten Feminismus von Elitefrauen, der sich das Etikett der Geschlechtergleichheit für die eigene Machtbildung aneignet.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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