Ausgabe Mai 2017

Tagträume der Gesellschaft

Piper Chapman, Tony Soprano und Walter White als Zeitdiagnostiker

Nicht nur weiße Polizeigewalt oder ein Tweet aus dem Trump Tower sorgen in den USA immer wieder für heftige Debatten über Rassismus – auch die Fernsehserie „Orange is the New Black“ löste bereits intensive Diskussionen aus. Wenn ab Juni die neuen Folgen auf dem Streamingdienst Netflix laufen, könnte die Debatte wieder aufflammen. Denn noch immer scheiden sich an deren vierter Staffel die Geister. Die Serie führt uns auf den Spuren von Piper Chapman, einer weißen, bisexuellen Frau aus der middle class, in ein Frauengefängnis im Bundesstaat New York. Zunächst wurde die Serie dafür gefeiert, dass sie einen Einblick in das komplexe Zusammenspiel von race, class und gender gewährt, das sicherte ihr ein junges, intellektuelles Publikum. Dann aber wurde in Internetforen und Online-Journalen der Vorwurf erhoben, die Macher von „Orange is the New Black“ würden neuerdings genau jene Ressentiments bedienen, die sie bisher strikt vermieden hatten. Obgleich hier Frauen im Zentrum der Erzählung stünden,[1] kehrten doch stereotype, bisweilen sogar rassistische Erzählmuster wieder, so die Kritik.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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