Die Ausbeutung der Sorgearbeit im neoliberalen Kapitalismus

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Auf den Zusammenbruch des liberalen Wettbewerbskapitalismus folgte der staatlich regulierte Kapitalismus. Dieser erwuchs aus den Trümmern der Weltwirtschaftskrise und des Zweiten Weltkriegs und verschleierte den Widerspruch zwischen ökonomischer Produktion und sozialer Reproduktion auf ganz andere Weise als das vorherige Kapitalismusregime – nämlich, indem er die Staatsmacht verpflichtete, sich zugunsten der Reproduktion zu engagieren. Die Staaten übernahmen in dieser Ära ein gewisses Maß an öffentlicher Verantwortung für die „soziale Wohlfahrt“. Dadurch suchten sie der zerstörerischen Wirkung nicht nur der Ausbeutung, sondern auch der Massenarbeitslosigkeit auf die soziale Reproduktion entgegenzuwirken. Dieses Ziel machten sich sowohl die demokratischen Wohlfahrtsstaaten der kapitalistischen Kernzone als auch die unabhängig gewordenen Entwicklungsländer der Peripherie zu eigen – ungeachtet der ganz unterschiedlichen Fähigkeiten, es zu erreichen.
Die Motive waren dabei auch diesmal gemischt. Ein Teil der aufgeklärten Eliten war zu der Überzeugung gelangt, dass das kurzfristige Interesse des Kapitals, maximale Profite zu erzielen, den längerfristigen Erfordernissen einer dauerhaften Akkumulationssicherung untergeordnet werden müsse.