In der Oktober-Ausgabe der »Blätter« plädierte die Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, Anke Hassel, für eine stärkere Regulierung der Migration. Dagegen wendet sich die »Blätter«-Mitherausgeberin Karen Schönwälder.
Die Debatten über Migration sind in Deutschland heutzutage häufig geprägt von Angst. Dafür gibt es gute Gründe: Die offene Mobilisierung extrem rechter Potentiale, der Einzug faschistoid anmutender Positionen in demokratische Institutionen und der rechtsextreme Terrorismus. Doch wir sollten die Mobilisierung und Radikalisierung von Teilen der Gesellschaft nicht mit einem allgemeinen Rechtstrend verwechseln. Die überwältigende Mobilisierung für eine Solidarität mit Flüchtlingen, die auf Angela Merkels „Wir schaffen das“ folgte, war nicht nur Ausdruck einer tiefen Verankerung von Werten wie Solidarität und Nächstenliebe in der deutschen Bevölkerung, sondern auch langfristiger Einstellungsänderungen hin zu einer positiven Wertung gesellschaftlicher Vielfalt. Die überraschende Mobilisierung von 240 000 Menschen bei der „unteilbar“-Demonstration im Oktober in Berlin lässt sich auch als Appell lesen, diese Mehrheit endlich wieder sichtbar zu machen.