Ausgabe Dezember 2019

Der Wille zum Töten

Von maskuliner Gewalt zum Rechtsterrorismus

Geballte Männerfaust

Bild: Quinn Buffing / Unsplash

Vor 40 Jahren veröffentlichte Klaus Theweleit den ersten Band von »Männerphantasien« und machte damit sofort Furore. In seinem zweibändigen Werk zeigt Theweleit mit psychoanalytischem Blick und anhand von Quellen aus den rechtsradikalen Freikorps der 1920er Jahre, wie bei Männern ein gewaltorientiertes Körperbild und daraus ein faschistisches Bewusstsein entstehen kann. Theweleits Analyse, die den hiesigen Grundstein für die Gewalt- und Männerforschung legte, hat an Aktualität nichts eingebüßt: Die Abwehr des »Fremden«, des Demokratischen und der Geschlechtergleichheit durch die Neue Rechte äußert sich zunehmend in gewaltsamer, mörderischer Form.
Der Berliner Verlag Matthes & Seitz hat soeben eine Neuauflage des Buches herausgebracht, zu der Theweleit ein ausführliches Nachwort beisteuerte, aus dem der folgende Auszug stammt. – D. Red.

„Wir müssen unsere Männlichkeit wiederentdecken. Denn nur wenn wir unsere Männlichkeit wiederentdecken, werden wir mannhaft. Und nur wenn wir mannhaft werden, werden wir wehrhaft, und wir müssen wehrhaft werden, liebe Freunde!“ So der AfD-Mann Bernd Höcke, Parteitagsrede 2015. „Mannhaft werden“? Na gut, Gerede. „Wehrhaft werden“ heißt jedoch mehr; heißt, sich bewaffnen; und heißt, entsprechend planen. Was welche auch tun:

Im Frühjahr 2019 ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen einen Funktionär des Verbands der Bundeswehr-Reservisten, Deckname „Hannibal“, wegen „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“. Ihm und Kumpanen wird vorgeworfen, „geplant zu haben, Personen aus dem linken Spektrum festzusetzen und zu töten. Sie sollen, heißt es, eine Liste mit Zielpersonen angefertigt haben. Auch die Adressen von Flüchtlingsunterkünften sollen darin verzeichnet gewesen sein. [...] sie sollen über Lagerhallen beraten haben, in denen sie am ‚Tag X‘ ihre politischen Gegner internieren wollten. Könnte der Kompaniechef der Reservisten, einer von ihnen, im Ernstfall dafür nicht Bundeswehr-Lastwagen organisieren? Ließen sich so auch mögliche Straßenkontrollen überwinden? Sie redeten über Erschießungen. Es soll auch das Wort ‚Endlösung‘ gefallen sein.“[1]

„Hannibal“, gut vernetzt im deutschen Rechtsnetzwerk, gehörte während seiner aktiven Bundeswehrzeit zur Spezialeinsatztruppe KSK, zuständig für „Terrorismusabwehr“. Seine und seiner Kumpane Phantasien, sie könnten befreundete Kompaniechefs von Bundeswehreinheiten dazu bringen, ihnen offizielle Armee-LKW zur Verfügung zu stellen zur Beseitigung von „Linken“, die sie auf Listen erfasst haben, weist sie aus als Leute vom „Kaliber NSU“. Planspiel oder schon Mordvorbereitung? Wir wissen, Leute, die so reden, töten auch – wenn sie irgendwie ermächtigt werden oder sich ermächtigt fühlen, von ihren tatsächlichen Führern oder ausgedachten Über-Führern.

Ermächtigt von »der Natur«

Oder ermächtigt von „der Natur“ selber: Die „Philosophie der natürlichen Auslese“ sieht Franco Berardi als Kern-Idee der terroristischen Rechten. Eine „Philosophie“, die bekanntlich bei Hitler zentral ist; angelegt auf praktische Anwendungen: „Der Massenmörder ist jemand, der daran glaubt, dass der Stärkere das Recht hat, das gesellschaftliche Spiel für sich zu entscheiden.“[2]

Die Aufschrift „Natural Selection“, Schwarz auf Weiß, war auch zu sehen auf dem T-Shirt des Attentäters der Columbine-Highschool, Eric Harris. Übergesetzliches natürliches Töten stabilisiert die Körper der vom „Zerfall“ Bedrohten; auch wenn es nur für die letzten Momente des eigenen Lebens funktioniert. Harris beschloss, so Berardi, dass er ein einziges Mal immerhin einen Moment lang Sieger sein würde. Ich werde töten. Ich werde gewinnen.[3]

Der Entschluss zu töten ist der entscheidende Schritt bei all diesen Attentaten. Sie sind immer geplant und (mehr oder weniger) gut vorbereitet.[4]

(Vor zwanzig Jahren hätte es weniger Anlass gegeben, sich mit all diesem als aktuell zu befassen.)

„Hannibal“ und seine Leute agieren nicht nur lokal, sondern weltweit. Nicht nur Netz global, auch Schauplätze global: Sie waren schon tätig unter anderem in Libyen und für Rodrigo Duterte, den Diktator der Philippinen, der gern eigenhändig „Drogendealer“ erschießt. Wie in den 1920er Jahren prominente deutsche Soldaten – in der Heimat gerade arbeitslos – als „Militärausbilder“ unterwegs waren; so Freikorpsmann Ernst Röhm (später SA-Führer) in Bolivien oder Freikorpsmann Hermann Kriebel, mit „Kameraden“ tätig beim Aufbau eines militärischen Beraterstabs für Tschiang Kai Schek in China.

Auch der Attentäter von Christchurch orientierte sich international: „[W]enige Tage vor der Tat teilt Brenton Tarrant im Internet auch Artikel über rechtsextreme Soldaten in der deutschen Bundeswehr. Auch in seinem ‚Manifest‘ erwähnt er Deutschland [...] Und er benennt als einen seiner größten Feinde Bundeskanzlerin Angela Merkel: Wenige hätten mehr getan, Europas Bevölkerung ‚rassisch auszulöschen‘ [...] Merkel stehe ‚ganz oben auf der Liste‘ derjenigen, die ermordet gehören.“[5] Ein paar Tage darauf diese Meldung: Der Chef der rechtsextremen österreichischen Identitären, Martin Sellner, habe „von einer Person mit dem Nachnamen Tarrant“ eine Spende von 1500 Euro erhalten. Das trug Sellner eine Hausdurchsuchung ein, die den Sachverhalt bestätigte.[6]

Das Ideologische ist draufgeklebt

Dass er losschlagen würde, war auch von Tarrant „seit Monaten geplant“. In einem (gelöschten) Video soll der Mann gesagt haben: „Let’s get the party started!“[7] Was klarmacht, er wollte Spaß haben bei der Sache. Wie die anderen Mord-Männer auch. Dass es um die „Zukunft weißer Kinder“ ginge?

Albern. Das Ideologische ist draufgeklebt, auch hier. Einer schreibt es vom anderen ab. Nicht draufgeklebt ist dies: „Gewalt ist der einzige Weg zur Macht.“ Der richtige soldatische Mann will töten; mit so viel Spaß wie möglich. In einem Internet-Blog macht er es schon mal mit Frau Merkel.

Brenton Tarrant, Fitnesstrainer und Mitglied in einem Schützenverein, ist sonst keiner Organisation zugehörig. Waffenschein? Ja. Aber wer über 16 ist, darf in New Zealand, wenn ein „Sicherheitskurs“ absolviert ist, Waffen erwerben. (Soll jetzt verschärft werden). Dass die Behörden ihn nicht „auf dem Radar hatten“ (trotz Netzaktivitäten), begründet ein Offizieller damit, „dass die elektronischen Überwachungssysteme auf die Sprache radikaler Islamisten geeicht sind. Sie können die Ausdrucksweise von rechtsradikalen Rassisten nicht identifizieren.“[8]

Das muss man wohl einen eklatanten Algorithmus-Rückstand nennen: Wer in einem „weißen“ Land Anhänger von White Supremacy ist, ist deswegen noch nicht „auffällig“; ist keineswegs des potentiellen Terrorismus verdächtig; gilt offenbar als normaler Rassist – und ist deswegen nicht auf dem Schirm des Staatsschutzes. Braucht dort nicht zu sein.

Die australische Regierung „wird Fragen etwa nach der Qualität der Geheimdienstarbeit beantworten müssen – und darüber, ob zu wenig getan wurde gegen das wiederholte Auftreten der White-Supremacists-Bewegung in Neuseeland, auch in Christchurch: Dort griff in den 90er Jahren eine Gang mit Namen ‚The Fourth Reich‘ vereinzelt Minderheiten an, wie der ‚New Zealand Herald‘ berichtete.“[9]

Das Wort „vereinzelt“ für solche Planungen oder Aktionen lässt sich kaum mehr halten; ganz gleich, in welchen Ländern. Das Attentat von Christchurch war Anlass, auch hier, in der BRD, etwas genauer nachzufragen; einige Journalisten haben es getan. Sie fragten Aiman Mazyek, den Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland: „Es ist erst einige Wochen her, da bekam Aiman Mazyek eine E-Mail. Es ist ein Aufruf, ihn ‚abzuschlachten‘ und ‚eure Gebetshäuser niederzubrennen‘. ‚Möge das Blut in den Straßen in Strömen fließen‘, heißt es darin. Unterzeichnet war das Schreiben mit ‚NSU 2.0‘. Es war nicht die erste Drohung. Schon seit Jahren erhält der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime Morddrohungen. [...] Er habe das Schreiben damals umgehend an die Polizei weitergeleitet. Das Einzige, das er darauf gehört hat: Es gebe keine akute Bedrohung.“[10]

Entscheidend ist der Tötungswille

Die Reihe von Brandstiftungen, eingeworfenen Scheiben und dass Schweinsköpfe abgelegt werden auf muslimischen Baustellen, ist – mehr oder weniger – bekannt. „Auch die Neonazigruppe ‚Oldschool Society‘ diskutierte schon 2015 über einen ‚bewaffneten Kampf gegen Salafisten‘. Ihr Chef schlug vor: ‚Waffen besorgen. Moschee reinrennen, bambam, fertig‘. Die Polizei nahm die Gruppe hoch, bevor ihre Pläne zu Taten wurden. Das Führungsquartett bekam wegen Rechtsterrorismus Haftstrafen von bis zu fünf Jahren.“[11]

Nicht nur gegen Muslime geht es: „In der Nacht nach dem Attentat von Christchurch sprühten Unbekannte einen Schriftzug an eine Hauswand in Berlin-Neukölln: ‚9 mm für Anja und Wolfgang Schmidt‘.[12] Dazu mehrere Keltenkreuze, ein rechtsextremes Symbol. 9 mm, das steht für eine Pistolenpatrone. Ein Mordaufruf.“[13]

Keltenkreuze hinmalen oder Hakenkreuze, Texte zur White Supremacy abschreiben, die Zahlenkombination „88“ an Hauswände klieren, „muslimische“ oder andere Invasionen beschwören: Das ist nicht der Punkt; das ist Gerede. Der Punkt ist dies: Am Abend des 22. März kommen in der Talkrunde „Nachtcafé“ des SWF, moderiert von Michael Steinbrecher, sechs geladene Gäste zu Wort zum Thema „Jüdisches Leben in Deutschland heute“. Sie sprechen unterschiedlich. Nicht alle haben Diskriminierungen erlebt; es käme sehr darauf an, wo man lebt. Aber wo Diskriminierungen auftauchen, da – so berichten einige – in der Form: „Geht doch zurück in eure Gaskammer.“

Todesdrohungen, Todeswünsche, nochmalige Ermordung von schon Ermordeten – entscheidend ist der Tötungswille. Die sogenannten Ideologien dazu sind beliebig aufschnappbar, leicht zusammenzupappen. Der „bedrohte weiße Mann“ will weder „das Land retten“ noch eine tolle Zukunft „weißer Kinder“ sichern. Am Grunde des „rechten“ Geredes aller Art wabert ein Vernichtungswunsch. Es sollen welche verschwinden. Möglichst total. Sie sollen ausgelöscht werden.

Zerstörte Leute mit Rumoren in den Eingeweiden und Nebel im Hirn – dauerhalluzinativ – Gewalt ist ihre Droge; Befeuerungsdroge, Beruhigungsdroge. Darin liegt ihr real Bedrohliches. Das „zugehörige“ Gerede ist auswendig gelernt; es ist (für andere) unangenehm bis widerlich; es nervt und empört. Wird aber auch von Leuten benutzt und genützt, die diesseits der Mordschwelle sich bewegen; also auch vom „normalen“ gemeinen Quatschkopf.

Die Differenz: Nun ist Schluss mit „shitposting“, postete Brenton Tarrant auf dem Weg zum Massaker. Zeit für eine Aktion in der „realen Welt“ (auf „8chan“). Der Eintritt ins Reale durch Waffengebrauch.

Fünfzig Tote sind sehr real. Sie sind der Realitätsbeweis für Leute, die alltäglich in einem bedrohlichen „Irrealen“ leben.

„Freikorps“ hat nicht aufgehört bis heute; „stirbt“ zwar hier und da (aus), wiederersteht aber an anderer Stelle.

Gewalt ist ihre Droge

Die Spuren der Killer sind daueranwesend – weg waren sie noch nie. Ihre „auswendig gelernten Ideologien“ haben dabei allerdings doch einen speziellen Nutzwert. Sie sind auch ein Mittel, sie zu schützen. Sie klingen so ähnlich (oder sogar gleich), wie es aus manchen Staatsorganen klingt. Ihr „nationales“ oder „identitäres“ Gerede versorgt die Gewalttäter mit dem Schutz eines Anscheins von Staatlichkeit – die ja fast überall auf der Welt rechtsgerichtet ist.

Der Rechtsterrorist und der Staatsschützer weisen in ihrer ideologischen Rede nicht unerhebliche Überlappungen auf.

Verständlich das institutionelle Bemühen, den Killer als Kranken – als „Verrückten“ – darzustellen. Konrad Litschko hat einige der öffentlichen Verlautbarungen aufgelistet, die über Täter der jüngeren Zeit kursieren: „[R]edete wirres Zeug“ ... „litt offenbar lange an Schizophrenie. Vor Jahren soll er deshalb in Behandlung gewesen sein“; – „ein psychisch angeschlagener Rentner“; – litt laut Gerichtsgutachten an einer „paranoid-narzisstischen Persönlichkeitsstörung“; – „habe sich in einer Krise befunden und habe im Kurzschluss gehandelt“; – habe „betrunken gehandelt, ebenfalls aus einer Krise heraus“; – „war Teil eines rechten Drogenmilieus“.

Die Täter, denen diese Zuschreibungen gelten, sind: der Mann aus Bottrop, der sein Auto in eine Gruppe von „Fremdländischen“ steuerte. Der Rentner aus Heilbronn mit dem Messerangriff auf drei Fremde. Der Mann aus Torgau, der auf einen Syrer schoss. Der Mann aus Köln, der die Oberbürgermeisterin beinah erstach. Der Mann, der den Bürgermeister von Altena mit einem Messer angriff.[14]

Zwei weitere Fälle, wo Autos in Menschenmengen gesteuert wurden, verbuchten die Ermittler als „erweiterte Suizide“. Litschko moniert, dass durch solche „Psychiatrisierungen“ die Morde oder Mordversuche dieser Leute „entpolitisiert“ würden. Denn: All diese Angriffe galten jeweils Flüchtlingen, Fremden oder flüchtlingsfreundlichen Deutschen. Ihnen gemeinsam war der politische Hintergrund „gegen Fremde und deren Helfer“; und gemeinsam war allen die Tötungsabsicht.

Mit dieser Kritik am gerichtlichen oder polizeilichen Umgang mit terroristischen Gewalttaten liegt Litschko sicher richtig. Natürlich hat man lieber ein paar Verrückte, die morden, als Mörder, die ähnliches Zeug reden wie (nicht nur) der Ministerpräsident von Bayern.

Es gibt die Entscheidungsschwelle: Patient – oder Killer

Aber die Seite mit dem „wirren Gerede“ ist dadurch nicht hinfällig; sie stimmt ebenfalls; ob beim betrunkenen Rentner oder dem smarten NSU-2.0-Profi; oder dem US-amerikanischen Highschool-Killer. Bloß sind „Schizophrenie“ oder „paranoid-narzisstische“ Störung verfehlte Etikette dafür, um nicht zu sagen, idiotische; mit Sicherheit aber verdrängende.

Bei derartigen Tötungsakten „sind die Grenzen zwischen dem eigenen Körper und dem uns umgehenden Universum verschwommen, und dies gilt auch für die Grenzen zwischen dem Töten und Getötetwerden“, befindet Franco Berardi.[15] Mir erscheint, darüber hinaus, solche „Grenzverschwommenheit“ sogar als ein Dauerzustand dieser Art Körperlichkeit.

Peter Langmans Untersuchung der sogenannten Amokläufe an amerikanischen Highschools stellt eine besondere Gemeinsamkeit all dieser an ihrem gut geplanten Tag X um sich schießenden Waffen-Narren fest: ihren Kontakt mit der Psychiatrie. Sie alle waren irgendwann auffällig geworden in den Augen von Lehrerinnen, Schulpersonal, Eltern, Sozialhilfefachkräften oder bei der Polizei. Und waren verpflichtet worden auf Kontaktaufnahmen mit therapeutischen Stellen zur Einleitung von Behandlungen. Keiner der Täter aber befand sich zum Zeitpunkt seines Mordens in therapeutischer Behandlung. Das heißt, sie waren über die Erstgespräche nicht hinausgekommen oder hatten die Behandlungen abgebrochen. Die Existenz dieses Bereichs war ihnen aber bekannt. Es gibt die Entscheidungsschwelle: Patient – oder Killer. Sie wählen – nach welchen Verschlingungen immer.

Andere werden anders gewählt haben: das therapeutische Angebot angenommen oder andere Hilfen bekommen haben. Diese stehen später nicht in der Zeitung. Wir kennen sie nicht. Sie schmücken nicht die Liste der Männer-die-ihr-Land-retten; die Liste der Helden.

[1] Christina Schmidt und Martin Kaul, „Ehrenwerter Reservist“, in: „die tageszeitung“ (taz), 20.2.2019. Im März folgt ein Bericht, dass dieser „Hannibal“ seine Mitgliedschaft im als rechtsextrem eingestuften Verein Uniter e. V. mit aktuellen Mitarbeitern des Verfassungsschutzes teilt. Solchen „Überlappungen“, seit langem bekannt und gut belegt u. a. in Wolfgang Schorlaus Doku-Roman „Die schützende Hand“, wird hartnäckig nicht nachgegangen.

[2] Franco „Bifo“ Berardi, Helden. Über Massenmord und Suizid, Berlin 2016, S. 69.

[3] Ebd., S. 68.

[4] Das belegt auch Peter Langman in seiner Studie von Attentaten in den USA. Alle Täter hatten die Taten ihrer „Vorgänger“ sorgfältig studiert; ganz gezielt ganz bestimmte Waffen besorgt; andere Tatorte vorher besichtigt etc. Peter Langmann, School Shooters: Understanding High School, College, and Adult Perpetrators. Lanham, MD 2015.

[5] Urs Wälterlin und Konrad Litschko, Der Mord und sein Motiv, in: taz, 18.3.2019.

[6] Konrad Litschko und Ralf Leonhard, Identitärer in Wien erhielt Spende von Christchurch-Attentäter, in: taz, 27.3.2019.

[7] „Badische Zeitung“, 16.3.2019.

[8] „Badische Zeitung“, 18.3.2019.

[9] Felix Haselsteiner, Die richtigen Worte, die richtigen Gesten, in: „Süddeutsche Zeitung“, 18.3.2019.

[10] Malene Gürgen, Dinah Riese und Konrad Litschko, „Nicht die erste Drohung“, in: taz, 23./24.3.2019.

[11] Ebd.

[12] Die Genannten sind in Berlin bekannt für ihr Engagement gegen rechts. Es sind nicht ihre Realnamen, betonen die taz-Autoren.

[13] Gürgen/Riese/Litschko, a.a.O.

[14] Konrad Litschko, Die Aufgehetzten, in: taz, 5./6.1.2019.

[15] Berardi, a. a. O, S. 75.

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