Ausgabe Juni 2019

Freiheit heute: Besser statt mehr!

Wer dieser Tage den Lindnerschen „Full-Flavour-Liberalismus“ vernimmt, wünscht sich so manches Mal in das Jahr 1975 zurück, in dem ein großer Liberaler folgende Überlegungen anstellte: „Die neue Freiheit, die wir erhoffen und erstreben können, ist die liberale Antwort auf eine Welt, die sich radikal verändert. Obgleich die Meteorologie des neuen Klimas noch unvollkommen ist, wird heute kaum jemand bezweifeln wollen, dass das Wetter umgeschlagen ist, in dem wir unsere sozialen und ökonomischen Fragen behandeln.“ (S. 16)

„Meine These in diesen Vorlesungen [...] besagt, dass wir unsere Währung ändern müssen, das Thema der Geschichte, wenn wir die großen Probleme des Tages in liberaler Weise lösen wollen.“ (S. 26 f.)

„In den entwickelten Gesellschaften der Welt mit ihren Marktwirtschaften, offenen Gesellschaften und demokratischen Staatswesen scheint ein dominantes Thema erschöpft, das Thema des Fortschritts in einem bestimmten, eindimensionalen Sinn, der linearen Entwicklung, des impliziten und oft genug expliziten Glaubens an die unbegrenzten Möglichkeiten der quantitativen Expansion.“ (S. 33)

„Die bewegende Kraft der politischen Ökonomie der Freiheit in den siebziger Jahren ist nicht mehr Ausweitung, Expansion, sondern Besserung, was ich Melioration nennen werde, qualitative an Stelle quantitativer Entwicklung.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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