Ausgabe März 2019

Die neue große Transformation

Bild: Suhrkamp

Vor 70 Jahren erschien eines der wichtigsten Bücher des vergangenen Jahrhunderts: „The Great Transformation“. Geschrieben wurde es von Karl Polanyi, einem der einflussreichsten Sozialwissenschaftler unserer Epoche. Bereits heute gilt das Werk als einer der Klassiker des 20. Jahrhunderts, vor allem aber hat es bis heute nichts an Aktualität verloren. Spätestens mit der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise avancierte Polanyi zu einem unverzichtbaren Bezugspunkt auch in der breiten öffentlichen Diskussion. Sehr viele, die dem neoliberalen Projekt sowie der antiliberalen Rechten kritisch gegenüberstehen, orientieren sich an seinen Schriften. So griff der Wissenschaftliche Beirat der deutschen Bundesregierung Globale Umweltveränderungen explizit auf Polanyis Arbeiten zurück, um die Forderung eines neuen „Gesellschaftsvertrags für eine Große Transformation“ zur Begrenzung des Klimawandels zu stützen. Es war nicht zufällig, dass der UNCTAD-Handels und Entwicklungsbericht die aktuelle Situation „Polanyi-Periode“ taufte. Eine zunehmende Zahl von Konferenzen beschäftigt sich mit Karl Polanyis Analysen. Im Mai 2018 wurde in Wien die International Karl Polanyi Society gegründet.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Klasse statt Identität

von Lea Ypi

Die Aufklärung wird heutzutage oft geschmäht, sowohl von rechts als auch von links. Von der Rechten, weil kritisches Reflektieren, der Mut, sich seines Verstandes zu bedienen (Kant), schon immer eine Bedrohung für die passive Unterwerfung gegenüber Autorität bedeutet hat, die für die Normalisierung von Ausgrenzungen erforderlich ist.

Mythos grüne Digitalisierung

von Ingo Dachwitz, Sven Hilbig

Der Klang der Zukunft ist ein leises, elektrisches Dröhnen, das in den Knochen vibriert. Hier im Rechenzentrum herrscht niemals Stille. Es ist erfüllt von einem monotonen Chor mechanischer Flüstertöne.

Aliens unter uns?

von Ferdinand Muggenthaler

Es war ein dramatischer Appell an den chinesischen Präsidenten Xi Jinping und Donald Trump, der Ende März in der „New York Times“ erschien. Es ging dabei jedoch nicht um die Klimakrise oder eine Friedenslösung für die Ukraine. Stattdessen forderte der Kommentator Thomas L. Friedman die beiden mächtigen Männer auf, die Künstliche Intelligenz einzuhegen.

Spanien: Das Land der armen Mieter

von Julia Macher

Es gibt nicht viele Themen, die in ganz Spanien Menschen auf die Straße bringen. Landesweite Demonstrationen prägen in der Regel den Weltfrauentag am 8. März, ansonsten vereint wenig das heterogene und politisch hochpolarisierte Land. Eine Ausnahme bildet das Thema Wohnraum.