Ausgabe April 2020

Feind oder Freund

Wie die US-Demokratie noch gerettet werden kann

Die Demokratie hängt vom Einverständnis der Unterlegenen ab. In den Vereinigten Staaten gingen Parteien und Kandidaten im politischen Wettbewerb die längste Zeit des 20. Jahrhunderts hindurch wie selbstverständlich davon aus, dass Wahlniederlagen weder von Dauer noch unerträglich sind. Die Unterlegenen konnten das Ergebnis hinnehmen, ihre Vorstellungen und Bündnisse überprüfen und Kräfte für die nächste Wahl sammeln. Es wurde, manchmal durchaus erbittert, um Ideen und Strategien gekämpft, doch wie hitzig es in der Auseinandersetzung rhetorisch auch zugehen mochte, nie wurde eine Niederlage mit der politischen Auslöschung gleichgesetzt. Auch wo der Einsatz als hoch empfunden wurde, ging es selten um die nackte Existenz. In den vergangenen Jahren aber, schon vor der Wahl Donald Trumps und seither beschleunigt, änderte sich das.

„Unsere radikalen Gegner bei den Demokraten sind von Hass, Vorurteil und Wut getrieben“, rief Trump im vergangenen Juni, bei seinem Wahlkampfauftakt in Orlando, der Menge zu. „Sie wollen uns vernichten und sie wollen unser Land, so wie wir es kennen, vernichten.“ Darin besteht die Botschaft des Präsidenten für seine Anhänger im Kern: Zwischen ihnen und dem Abgrund steht nur noch einer: er.

April 2020

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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