Ausgabe Dezember 2020

Stehen wir auf: Gegen die Deutungshoheit der Islamisten

Ein Mann hält ein Porträt des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in der Hand, als er an einem muslimischen Protest gegen Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron teilnimmt.

Bild: imago images / ITAR-TASS

Nach der Hinrichtung des französischen Lehrers Samuel Paty, der am 16. Oktober 2020 in einem Vorort von Paris von einem Islamisten enthauptet wurde, wie nach dem ebenfalls mutmaßlich islamistischen Anschlag in Nizza knapp zwei Wochen später mit drei Todesopfern konnte man die Wiederkehr des Immergleichen beobachten: Ungehobelte Rassisten beschuldigen den Islam, eine intrinsisch gewalttätige Religion zu sein, während die Verteidiger vom Dienst, Muslime und Nichtmuslime, ermattet hervorheben, dass „die Gewalt nichts mit dem Islam zu tun hat“.

Das ist ein wenig so, als würde man angesichts des bestürzenden Phänomens der Pädophilie im katholischen Klerus auf der einen Seite „katholische Bastarde“[1] brüllen, während man auf der anderen Seite einwendet, dass die Lehren Jesu mit Gewalt an Kindern nichts zu schaffen hätten. Die eine wie die andere Position führt zu ein und demselben Resultat, zu untätiger Erstarrung und damit zu nichts. Erlauben wir uns deshalb, einen großen Bogen um diese sinnleere Debatte zu machen: Was der Islam wirklich besagt, worin die Essenz des Islams besteht, das sind Fragen, die vielleicht für Theologen ein gewisses Interesse bergen, für Religionshistoriker und mit einiger Sicherheit für die Gläubigen als Individuen, aber aus laizistischer, die Trennung von Staat und Religion voraussetzender Sicht sind sie vollkommen irrelevant.

Dezember 2020

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