Ausgabe Dezember 2020

US-Demokraten: Ende des Burgfriedens

Joe Biden und die Trümmer der USA

Die demokratische Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez spricht auf einer Kundgebung vor dem DNC-Hauptquartier, um den gewählten Präsidenten Biden aufzufordern, seine Wahlkampfversprechen einzulösen, die COVID-Pandemie und die wirtschaftlichen und klimatischen Bedrohungen, denen das Land ausgesetzt ist, am Donnerstag, den 19. November 2020, in Washington, DC, anzugehen.

Bild: imago images / UPI Photo

Der Sieger der US-Präsidentschaftswahl vom 3. November heißt Joseph R. Biden. Angesichts der tiefen Spaltung der Vereinigten Staaten steht aber nicht nur der designierte Präsident, sondern auch seine demokratische Partei vor gewaltigen Herausforderungen. Ursachen und Folgen des historischen Wahlausgangs beschreiben die Politikwissenschaftler Peter Beinart und Albena Azmanova, der Ökonom Marshall Auerback sowie die Journalistin Elaine Godfrey. – D. Red.

Die jubelnde Menschenmenge, die sich am Samstag nach der US-Präsidentschaftswahl vor dem Weißen Haus versammelte, beeindruckte nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch ihre Heterogenität – als wäre eine repräsentative Stichprobe der Einwohnerschaft von Washington, D.C., auf der Black Lives Matter Plaza abgesetzt worden, um Joe Bidens Sieg zu feiern. Da gab es Code-Pink-Friedensaktivistinnen in bauchfreien Shirts, tanzende schwarze Teenager sowie Beratertypen in ihren blaukarierten Businesshemden. Frauen in Yoga-Leggings trugen Biden-2020-Schilder, Eltern trugen Babys und Großmütter winzige zitternde Hündchen durch das Gewimmel.

Doch überschattete ein Gefühl der Unbeständigkeit diese ausgelassene Feier, ähnlich der Ruhe kurz vor dem Ausbruch eines Sommergewitters. Für Demokraten war diese Wahl so etwas wie eine Übung in der Kunst gewesen, Differenzen beiseite zu lassen, um ein größeres Ziel zu erreichen: die Beendigung der Trump-Herrschaft.

Dezember 2020

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