Ausgabe Dezember 2021

Von der Corona- zur Klimakrise: Wer trägt die Lasten für eine bessere Zukunft?

IMAGO / MiS

Bild: IMAGO / MiS

Ganz offensichtlich hat sich die kommende Ampel-Koalition unter dem Einfluss der FDP entschieden, den starken und reichen Schultern im Lande nichts zuzumuten. Anders ist der Verzicht auf jegliche Steuererhöhung auch und speziell für die Bessersituierten nicht zu erklären. Dabei bräuchte es gerade jetzt – angesichts der Corona- wie auch der noch weit dramatischeren Klimakrise – eine sehr viel entschiedenere Finanzpolitik, um die gegenwärtigen wie auch die kommenden Lasten zu finanzieren.[1]

Denn schon durch die Coronakrise haben ja keineswegs alle verloren, im Gegenteil: Im ersten Coronajahr 2020 zählte Deutschland 119 Milliardär*innen – fünf mehr als im Vorjahr. Der Klub der Millionär*innen wuchs insgesamt auf mehr als 1,5 Millionen Mitglieder an; deren Gesamtvermögen stieg um 6,8 Prozent auf rund 5850 Mrd. US-Dollar. Allein die zehn reichsten Deutschen vermehrten ihr Vermögen um rund 35 Prozent bzw. über 60 Mrd. US-Dollar. Zusätzlich zahlten 2021 nicht wenige mit saftigen staatlichen Subventionen verwöhnte und über Kurzarbeit stabilisierte Konzerne wie Volkswagen, BMW oder Daimler-Benz kräftige Dividenden aus. Nach verschiedenen Schätzungen betrugen die Ausschüttungen der DAX-Konzerne insgesamt 34 Mrd. Euro. Einen Löwenanteil erhielten einige der reichsten Deutschen.

Dieser Vermögenszuwachs betrifft jedoch nicht nur die oberste, sondern eine breitere Spitze der Gesellschaft.

Dezember 2021

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Druckausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Klasse statt Identität

von Lea Ypi

Die Aufklärung wird heutzutage oft geschmäht, sowohl von rechts als auch von links. Von der Rechten, weil kritisches Reflektieren, der Mut, sich seines Verstandes zu bedienen (Kant), schon immer eine Bedrohung für die passive Unterwerfung gegenüber Autorität bedeutet hat, die für die Normalisierung von Ausgrenzungen erforderlich ist.

Mythos grüne Digitalisierung

von Ingo Dachwitz, Sven Hilbig

Der Klang der Zukunft ist ein leises, elektrisches Dröhnen, das in den Knochen vibriert. Hier im Rechenzentrum herrscht niemals Stille. Es ist erfüllt von einem monotonen Chor mechanischer Flüstertöne.

Aliens unter uns?

von Ferdinand Muggenthaler

Es war ein dramatischer Appell an den chinesischen Präsidenten Xi Jinping und Donald Trump, der Ende März in der „New York Times“ erschien. Es ging dabei jedoch nicht um die Klimakrise oder eine Friedenslösung für die Ukraine. Stattdessen forderte der Kommentator Thomas L. Friedman die beiden mächtigen Männer auf, die Künstliche Intelligenz einzuhegen.

Spanien: Das Land der armen Mieter

von Julia Macher

Es gibt nicht viele Themen, die in ganz Spanien Menschen auf die Straße bringen. Landesweite Demonstrationen prägen in der Regel den Weltfrauentag am 8. März, ansonsten vereint wenig das heterogene und politisch hochpolarisierte Land. Eine Ausnahme bildet das Thema Wohnraum.