Ausgabe März 2021

Gamestop oder: Der letzte Warnschuss

Logo des Forums »WallStreetBets« bei Reddit

Bild: Logo des Forums »WallStreetBets« bei Reddit

Vor wenigen Wochen haben vermutlich selbst jene Menschen, die regelmäßig in Wertpapiere investieren, zum ersten Mal von der Aktie des Unternehmens Gamestop gehört. Gamestop ist eine US-amerikanische Einzelhandelskette für Computerspiele und Unterhaltungssoftware, die sich seit Jahren im Niedergang befindet. Größere Aufmerksamkeit erhielt sie meist nur dann, wenn sie wieder einmal hunderte Filialen dichtmachen musste. Umso überraschender fiel die gewaltige Kursexplosion der Unternehmensaktie zu Jahresbeginn aus: Innerhalb weniger Tage stieg deren Wert um mehr als 2000 Prozent an.

Bei dieser Gelegenheit ließ sich noch etwas beobachten: ein neuer, aktivistischer Anlegertyp. Denn nachdem der Börsenanalyst Citron Research eine negative Kursentwicklung der Gamestop-Aktie prognostiziert und daher gegen diese gewettet hatte, verabredeten sich hunderte vorwiegend junge Anleger in dem Forum „WallStreetBet“ der Internetplattform Reddit dazu, größere Mengen der Gamestop-Aktie zu kaufen. Damit jagten sie den Aktienkurs in kürzester Zeit in ungeahnte Höhen und durchkreuzten die Wette der Hedgefonds – darunter neben Citron Research auch der milliardenschwere Melvin Capital –, die auf einen sinkenden Kurs spekuliert hatten.

Deren Geschäftsmodell wiederum sieht vor, geliehene Aktien an jemand anderes zu einem vereinbarten, späteren Zeitpunkt und einem zuvor festgelegten Kurs zu verkaufen – sogenannte Leerverkäufe.

März 2021

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Druckausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Dividenden statt Investitionen

von Aurora Li, Michael Peters, Uwe Zöllner

Ob bei der Wasserversorgung, in der Pflege oder im Gesundheitssektor: Bereits seit einigen Jahrzehnten kommt es selbst in systemrelevanten Bereichen immer wieder zu Privatisierungen – bei denen die kurzfristige Gewinnmaximierung zugunsten der Investoren oftmals das Geschäft bestimmt.

Von der Silicon Valley Bank zur Credit Suisse: Finanzmarktkrise 2.0?

von Rudolf Hickel

Fünfzehn Jahre nach der Finanzmarktkrise, die im September 2008 durch die Lehman-Pleite ausgelöst wurde und die Weltwirtschaft beinahe zum Absturz brachte, drohen erneut massive Turbulenzen im Kasinokapitalismus. In den USA erschütterte der Crash eines zuvor ziemlich unbekannten regionalen Spezialinstituts, der Silicon Valley Bank (SVB), die Finanzmärkte.