
Bild: Claudia Goldin hat den Wirtschaftsnobelpreis 2023 erhalten. Die Harvard-Professorin beschäftigt sich mit geschlechtsspezifischen Unterschieden auf dem Arbeitsmarkt, 25.3.2019 (Editing1088, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)
In seiner Komödie „Verlorene Liebesmüh“ von 1597 erzählt William Shakespeare die Geschichte vierer Franzosen, die sich im Spannungsbereich zwischen intellektueller Entwicklung und der Suche nach häuslichem Glück befinden. Etwa vier Jahrhunderte später hat die Harvard-Ökonomin Claudia Goldin das Stück aus der Perspektive amerikanischer Frauen nacherzählt, die Karriere und Familie in Einklang bringen müssen. Jetzt hat Goldin mit ihren tiefen Einblicken in den Arbeitsmarkt der Frauen den Wirtschaftsnobelpreis gewonnen.
Dies ist nicht nur bemerkenswert, weil Goldin in einer männlich dominierten Disziplin tätig ist – sie ist erst die dritte Frau, die diesen Preis jemals gewonnen hat, und die erste als Einzelperson –, sondern auch, weil sie ihre Forschungen ausschließlich auf Geschlechterrollen konzentriert. Ihre Themen – die Beteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt und insbesondere das geschlechtsspezifische Lohngefälle – werden normalerweise nur in der feministischen Ökonomie behandelt und in anderen Bereichen vernachlässigt.
Goldin, die sich als „Detektivin der Ökonomie“ sieht, hat bereits einige Fälle gelöst, von denen – wie das Nobelpreiskomitee betont – drei besonders hervorstechen: Erstens gehen die meisten Theorien der wirtschaftlichen Entwicklung davon aus, dass Frauen im Zuge wachsender Volkswirtschaften automatisch und reibungslos in den Arbeitsmarkt gezogen werden.