Ausgabe Dezember 2024

Zeitenwende hoch zwei: Europa und der Trump-Schock

Wolodymyr Selenskyj mit Charles Michel beim EU-Gipfel in Brüssel, 17.10.2024 (IMAGO / ANP)

Bild: Wolodymyr Selenskyj mit Charles Michel beim EU-Gipfel in Brüssel, 17.10.2024 (IMAGO / ANP)

Die Entscheidung ist gefallen. Donald Trump hat die Mehrheit im Electoral College errungen und wird am 17. Dezember von den Wahlmännern und -frauen zum 47. Präsidenten der USA gewählt werden. Gleichzeitig haben die Republikaner die Mehrheit im Senat und wohl auch im Repräsentantenhaus gewonnen. Damit kann Trump durchregieren. Er hat die Wahl gewonnen, weil es den Amerikanern wirtschaftlich unter seiner Präsidentschaft besser ging als unter Joe Biden, und weil sie ihm in Sachen Wirtschaft mehr zutrauten als Kamala Harris. „It’s the economy, stupid!“

Die Folgen dieser Wahlentscheidung sind weitreichend, dramatisch und im Einzelnen noch kaum abzuschätzen. Sicher aber ist schon jetzt: Die Wahl von Trump zum US-Präsidenten stellt einen Schlag erster Güte gegen alle Demokratien weltweit dar, zuallererst gegen die amerikanische. Der designierte Präsident sympathisiert offen mit Diktatoren vom Schlage eines Wladimir Putin oder Xi Jinping und erfüllt nach dem Urteil seines vormaligen Stabschefs John F. Kelly die Definition eines Faschisten: „Das ist eine rechtsaußen stehende autoritäre, ultranationalistische Ideologie und Bewegung mit einem diktatorischen Führer, zentralisierter Autokratie, Militarismus, gewaltsamer Unterdrückung der Opposition und dem Glauben an eine natürliche soziale Hierarchie.

»Blätter«-Ausgabe 12/2024

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (3.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

80 Jahre UNO: Auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit?

von Jan Eijking

Am 24. Oktober feiern die Vereinten Nationen ihr 80. Jubiläum – doch Anlass zum Feiern gibt es kaum. Das UN-System befindet sich in einem bespiellos schlechten Zustand. In der aktuellen Krise zeigen sich strukturelle Probleme, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der UN ziehen.