Warum die Konservativen heute postmodern sind

Bild: Hubert Aiwanger bei der Kundgebung zum Heizungsgesetz im Juni 2023 in Erding. Für Rödder war diese Veranstaltung der »ikonische Kipppunkt der grünen Hegemonie«, 10.06.2023 (IMAGO / Stephan Görlich)
Stehen wir vor einem politisch-kulturellen Paradigmenwechsel in der Bundesrepublik, geht eine „grüne Hegemonie“ zu Ende und damit zugleich die Postmoderne? Das jedenfalls ist die kernige These des Historikers und Leiters der rechtskonservativen Denkfabrik R21, Andreas Rödder, in seinem jüngsten Essay in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.[1] Bis September 2023 war er auch Vorsitzender der CDU-Grundwertekommission, bevor er für eine punktuelle Zusammenarbeit der Union mit der AfD plädierte und daraufhin von seinem Posten zurücktrat.
Nun spannt er den Bogen seiner ideengeschichtlichen Anzeige ganz weit. Er ordnet die aktuelle Lage in eine Hegemoniegeschichte der Bundesrepublik ein, in der große politisch-kulturelle Paradigmen einander ablösten: Einem modernisierungsideologischen Paradigma in den 1970er Jahren folgte eine neoliberale Marktideologie, die mit den Schröder-Regierungen zum Zuge kam und mit der Weltfinanzkrise von 2008 an ihre Grenzen geriet, um schließlich einem grünen Paradigma Platz zu machen, das nun durch einen Ausschlag des Pendels „nach rechts“ seinerseits vor der Ablösung stehe.
Den „ikonischen Kipppunkt der grünen Hegemonie“ macht Rödder bei der Kundgebung zum Heizungsgesetz im Juni 2023 in Erding aus. Sie wurde berühmt, weil Markus Söder hier ausgepfiffen wurde, während Hubert Aiwanger massiv auftrumpfte.