Ausgabe November 2024

Blau-braune Charakterruinen

In einem offenen Brief verlangen mehrer CDU-Politiker, ihre Partei solle mit der AfD »reden«. Unter ihnen: Manfred Kolbe, ehem. sächsischer Staatsminister der Justiz. Foto vom 26.06.2013 (Thomas Trutschel / IMAGO / photothek)

Bild: In einem offenen Brief verlangen mehrer CDU-Politiker, ihre Partei solle mit der AfD »reden«. Unter ihnen: Manfred Kolbe, ehem. sächsischer Staatsminister der Justiz. Foto vom 26.06.2013 (Thomas Trutschel / IMAGO / photothek)

Es war ja nur eine Frage der Zeit, wann die ersten CDU-Mitglieder im Osten dafür plädieren würden, anstelle des BSW doch lieber mit der AfD zu koalieren. Nun ist der Zeitpunkt offenbar gekommen: „Wir brauchen Brückenbauer und keine Brandmauern“, fordern in einem offenen Brief sechs tollkühne Sachsen, darunter ehemalige Landräte, eine Bundestagsabgeordnete und sogar ein Ex-Landesminister. Der politische Gegner dürfe, solange er keine Gewalt anwendet, nicht als Feind gesehen werden, schreiben die tapferen Sechs und kommen zu dem Schluss: „Wir müssen auch mit der AfD reden.“

Offensichtlich reicht es den CDUlern nicht, dass der sächsische Verfassungsschutz die AfD als „erwiesen rechtsextremistische Bestrebung“ eingestuft hat. Dann hätten sie begriffen, wie sehr die AfD mit Gewalttätern agiert und dass sie den politischen Gegner schon lange als Feind ansieht. Aber vielleicht können ja die jüngsten Erkenntnisse des Redaktionsnetzwerks Deutschland – „Gesichert rechtsextrem? Wer für die AfD im Sächsischen Landtag sitzt“ (rnd.de) – die CDU etwas zum Nachdenken anregen.

So wird das mittlere Erzgebirge künftig durch den Rechtsextremisten Arthur Österle vertreten, der sich selbst als „Politiker aus Notwehr“ bezeichnet und noch 2020 mit einem wütenden Mob den Bundestag stürmen wollte.

»Blätter«-Ausgabe 11/2024

Sie haben etwa 37% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 63% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Patriotische Zivilgesellschaft: Das Vorfeld der AfD

von Sebastian Beer

Alice Weidel war genervt von der Geräuschkulisse während ihres Sommerinterviews Ende Juli in der ARD. Um das Gespräch mit der AfD-Vorsitzenden zu stören, hatten sich Aktivist:innen des Künstlerkollektivs Zentrum für Politische Schönheit unweit des TV-Studios versammelt und Musik abgespielt.