Ausgabe September 2024

Mehr Ökologie wagen!

Wie sich die Grünen bis zur Unkenntlichkeit angepasst haben

Symbolbild: Ein Mann mit gelben Gummistiefeln und weißer Arbeitshose steckt den Oberkörper in eine grünen Hecke (IMAGO / C3 Pictures)

Bild: Symbolbild: Ein Mann mit gelben Gummistiefeln und weißer Arbeitshose steckt den Oberkörper in eine grünen Hecke (IMAGO / C3 Pictures)

Jetzt also ist es raus, auch wenn es noch der formalen Bestätigung durch die Gremien bedarf: Robert Habeck wird die Grünen in den kommenden Bundestagswahlkampf als Spitzenkandidat führen. Damit bleibt der Partei ein quälend langer Wettstreit zwischen ihm und Annalena Baerbock erspart. Und das ist auch dringend geboten, denn die Lage der Grünen ist alles andere als rosig – ganz im Gegensatz zur Situation vor vier Jahren, als die Partei förmlich über den Wolken schwebte.

„Noch im Wahlkampf 2021 fanden uns manche zwar verrückt, aber ganz liebenswert“, sagt ein grüner Spitzenpolitiker. Das sei heute ganz anders, seine Partei wecke bei vielen Menschen mehr Wut als alle anderen Parteien. Sie werde nicht mehr als die vorausschauende Mahnende vor einer Katastrophe gesehen, als diejenige, die die Zukunft besser als andere im Blick habe. Die Grünen seien jetzt diejenigen, die die persönliche Freiheit durch Verbote einschränken wollten und eine viel zu teure Politik machten. Vor allem das traurige Theater rund um das Heizungsgesetz hat etwas an die Oberfläche gebracht, das bis dahin nur schlummerte, und mit dem die Grünen bis heute nicht umgehen können: massive Wut und Aggressionen. Heute werden grüne Abgeordnete, Lokalpolitiker und Wahlkämpferinnen auf offener Straße beschimpft und sogar angegriffen. Ihre Plakate werden abgerissen, ihre Büros verschandelt.

»Blätter«-Ausgabe 9/2024

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In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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