Ausgabe April 2025

Kurzgefasst

Michael Albertus: Die neue Landnahme. Territoriale Expansion in Zeiten der Klimakrise, S. 51-56

Russland überfällt die Ukraine, Trump erhebt Anspruch auf Grönland. Beide Vorgänge sind Zeichen für den Beginn einer neuen Ära, in der Staaten ohne Rücksicht auf internationales Recht ihr Territorium erweitern wollen, meint der Politikwissenschaftler Michael Albertus. In einer Welt, in der wieder die Macht das Recht setzt, heize vor allem die Klimakrise diesen Kampf um Rohstoffe, bewohnbare Gebiete und Nahrungsquellen an.

Christian Stöcker: Das Klima läuft AMOC. Europas kalte Zukunft und das Versagen der deutschen Politik, S. 57-62

Das Thema Migration dominierte den Bundestagswahlkampf. Während die dabei beschworenen „Sicherheitsprobleme“ überwiegend fiktiv sind, stellt der Klimawandel eine immer dramatischere Bedrohung dar. Das zeigt der Journalist und Psychologe Christian Stöcker unter anderem an neuer Forschung zur atlantischen Umwälzströmung (AMOC). Die Politik müsse sich endlich dieser Wirklichkeit stellen und die Dekarbonisierung der Wirtschaft vorantreiben.

Cornelius Friesendorf und Wolfgang Zellner: Das Ende der Schutzmacht. Was Europa nach Trumps Seitenwechsel tun muss, S. 63-72

Spätestens mit dem eskalierten Treffen von Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj im Oval Office scheint klar, dass die USA nicht mehr auf der Seite Europas stehen. Angesichts dessen plädieren die Friedensforscher Cornelius Friesendorf und Wolfgang Zellner für eine stärkere europäische Verteidigung – und gegenüber Russland für eine Mischung aus glaubwürdiger Abschreckung und begrenztem Dialog. Gerade Deutschland müsse ein eigenständiges außenpolitisches Denken entwickeln.

Carlotta Voß: Für Gott und gegen das Böse. Die postliberale Ideologie oder: JD Vance verstehen, S. 73-83

Mit der Rede des US-Vizepräsidenten bei der Münchener Sicherheitskonferenz wurde unübersehbar, dass die neue Politik der USA einen bewussten Angriff auf den „normativen Westen“ darstellt. Die Politikwissenschaftlerin Carlotta Voß analysiert den Postliberalismus als Grundlage dieser Politik. Sie plädiert dafür, diese Ideologie einer gottgegebenen Ordnung ernst zu nehmen und das liberale Projekt auf dem Feld der Ideen zu verteidigen. 

Naomi Klein: Die Covid-Querfront. Über die Einheit von Faschisten und Esoterikern, S. 85-96

In der Coronapandemie wandten sich Wellness-Influencerinnen gegen Impfungen und Hygienemaßnahmen. Stattdessen versprachen sie Schutz durch Fitness und den Kauf ihrer Produkte. Die Autorin Naomi Klein analysiert, wie esoterische Vorstellungen, rechtsextremes Gedankengut und die Logik neoliberaler Selbstoptimierung zusammenspielen. Was extreme Rechte und Eso-Extremisten dabei eint, sei neben Geschäftemacherei vor allem der Glaube an den Hyperindividualismus.

Anne Britt Arps: »Your body, my choice«: Kampf um Abtreibung in den USA, S. 97-105

In Deutschland ist die Reform des Abtreibungsrechts in der vergangenen Legislaturperiode gescheitert. Damit wurde die Chance verpasst, sich dem internationalen Trend zulasten der reproduktiven Selbstbestimmung von Frauen entgegenzustellen, so die Politikwissenschaftlerin und „Blätter“-Redakteurin Anne Britt Arps. Sie zeigt auf, welche dramatischen Auswirkungen die Erfolge der Abtreibungsgegner in den USA für die Ge-sundheitsversorgung von Frauen haben.

Volker Weiß: Volkes Wille im gelobten Land. Wie die Geschichtspolitik der AfD rechte Regierungen in Ostdeutschland vorbereitet, S. 107-118

Während sich in der Vergangenheit Akteure der extremen Rechten negativ auf die DDR bezogen, avancierte diese mit dem Aufstieg der AfD zu einem Sehnsuchtsort. Der Historiker Volker Weiß zeigt, wie diese geschichtspolitische Umdeutung des Ostens funktioniert und dieser als Bollwerk gegen den liberalen Westen konstruiert wird. Die Parallelen zu den Mustern der antiwestlichen Agitation in Putins Russland seien dabei augenfällig.

Johannes Hillje: Mit Emotionen gegen Populismus. Wie wir der autoritären Affektpolitik begegnen können, S. 119-124

Zum Erfolgsrezept populistischer und extremistischer Kräfte gehört die Emotionalisierung der Politik. Die demokratischen Parteien scheinen darauf bisher kein Antwort gefunden zu haben. Das liege auch an der falschen Überzeugung, Emotionalität sei der natürliche Feind der Rationalität, meint der Psychologe Johannes Hillje. Er plädiert für eine Politik der demokratischen Emotionalisierung. Gefühle könnten dabei der Türöffner und nicht die Barriere zu bewusstem und reflektiertem Denken sein.

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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