Über die Einheit von Faschisten und Esoterikern

Bild: Eine Frau sitzt in Sportkleidung im Schneidersitz und hält eine Klangschale vor sich (IMAGO / Westend61)
In „Der Mythos Schönheit“ behauptete Naomi Wolf im Jahr 1990, die gestiegenen Erwartungen an die weibliche Schönheit in den 1980er Jahren seien der Tribut gewesen, den das Patriarchat für die Erfolge des Feminismus gefordert habe. Zu den beruflichen Anforderungen und den Pflichten von Hausarbeit und Kinderbetreuung trat jetzt „eine dritte Arbeitsschicht nach Feierabend“ hinzu: „Die Superfrau musste jetzt […] auch noch ‚Schönheitsarbeit‘ auf ihren Terminplan setzen“.
Drei Jahrzehnte nach Wolf untersuchte eine andere feministische Autorin, die mehr die politische Ökonomie im Blick hatte, das wachsende Interesse an Fitness und Schönheit in den 1980er Jahren, kam jedoch zu einem anderen Schluss. In „Wollen wir ewig leben? Die Wellness-Epidemie, die Gewissheit des Todes und unsere Illusion von Kontrolle“ zeichnete die im September 2022 verstorbene Barbara Ehrenreich nach, wie das Streben nach Gesundheit und Wohlbefinden in der Reagan- und Thatcher-Ära geradezu obsessiv wurde und seither weiter an Einfluss gewonnen hat. Ihrer Ansicht nach war dieser Wandel aber nicht auf die Erfolge des Feminismus, sondern auf das Scheitern revolutionärer Bewegungen zurückzuführen, als die großen Hoffnungen der 1960er und 70er Jahre gegen die Mauer des Neoliberalismus der 80er Jahre prallten.