Ausgabe Juni 2025

Von Lauterbach zu Warken: Gesundheitspolitik mit Lobbyisten?

Nina Warken (CDU), die neue Gesundheitsministerin, 15.5.2025 (IMAGO / Political-Moments)

Bild: Nina Warken (CDU), die neue Gesundheitsministerin, 15.5.2025 (IMAGO / Political-Moments)

Der scheidende Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hätte dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) bekanntlich gerne weiter vorgestanden, deshalb war bei der um einen Tag verspäteten Amtsübergabe an die neue Chefin, Nina Warken (CDU), eine gewisse Wehmut zu spüren. Doch selbst wenn das bei der Postenvergabe nicht sonderlich beliebte Ressort an die SPD gegangen wäre, hätte sich Lauterbachs Traum wohl kaum erfüllt. Mit seiner sperrigen Art, dem professoralen Gestus und seiner puristischen Gesundheitsphilosophie hat der mediale Politikpopstar aus Coronazeiten zuletzt viel an Nimbus verloren. Und das nicht nur, weil er es versäumt hat, die Pandemie nachhaltig aufarbeiten zu lassen. 

Unabänderlich mit seinem Namen verknüpft bleiben wird eine höchst umstrittene Krankenhausreform, die trotz großen Widerstands aus den Bundesländern auf die Schiene gesetzt ist. Deren Folgen allerdings werden erst in den kommenden zwei oder drei Jahren zu spüren sein. Für das zweite Lieblingsprojekt Lauterbachs, die Digitalisierung, könnte der Crash hingegen schon früher kommen. Wenige Tage vor seinem Amtsende musste der Gesundheitsminister erleben, dass der Chaos Computer Club anlässlich des Starts der elektronischen Patientenakte schon wieder peinliche Sicherheitslücken im System veröffentlichte – nicht die ersten wohlgemerkt, und es werden wohl auch nicht die letzten gewesen sein.

»Blätter«-Ausgabe 6/2025

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (12.00€)
Druckausgabe kaufen (12.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Deutschland: Planlos in den Hitzesommer

von Nick Reimer

Nur knapp schrammte Deutschland Anfang Juli an einem neuen Hitzerekord vorbei. Mit über 35 Grad in weiten Teilen des Landes war es in der ersten Hitzewelle des Jahres flächendeckend viel zu warm. Statt aber den Klimaschutz endlich ernst zu nehmen, will die schwarz-rote Bundesregierung neue fossile Gaskraftwerke mit 20 000 Megawatt Leistung bauen.

Trump zum Zweiten: Gesundheitspolitik als Kampffeld

von Andreas Wulf

Die ersten Monate der zweiten Trump-Präsidentschaft haben weltweit zu massiven „Disruptionen“ geführt – nicht nur in der Außen-, Entwicklungs-, Migrations-, und Wirtschaftspolitik, sondern auch im Feld der Gesundheitspolitik. Dies hat sowohl Auswirkungen in den USA selbst als auch in den multilateralen Organisationen, denen das Land angehört.

Die Covid-Querfront

von Naomi Klein

In „Der Mythos Schönheit“ behauptete Naomi Wolf im Jahr 1990, die gestiegenen Erwartungen an die weibliche Schönheit in den 1980er Jahren seien der Tribut gewesen, den das Patriarchat für die Erfolge des Feminismus gefordert habe. Zu den beruflichen Anforderungen und den Pflichten von Hausarbeit und Kinderbetreuung trat jetzt „eine dritte Arbeitsschicht nach Feierabend“ hinzu.