Warum wir dem »subjektiven Faktor« im Krieg mehr Beachtung schenken müssen

Bild: Fahne mit Friedenstaube bei einer Friedensdemonstration in Berlin, 3.10.2024 (Christian Ender / IMAGO / PIC ONE)
Mit dem russländischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, den zunehmenden Spannungen um Taiwan und den vielen anderen Konflikten auf der Welt haben Rüstung und Militär in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Dagegen drohen die Erkenntnisse und Erfolge der Friedens- und Konfliktforschung immer mehr ins Hintertreffen zu geraten, wie auch die internationalen Organisationen und Institutionen zur Förderung des Friedens. Diese entstanden, was häufig vergessen wird, erst vor rund einhundert Jahren. Eine entscheidende Rolle spielte dabei der verheerende Erste Weltkrieg. In seiner Folge wurde der Völkerbund gegründet, doch der Wunsch nach Frieden ging weit darüber hinaus. So sind auf dem Grundstein des ersten Gebäudes der 1919 gegründeten Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) die Worte eingraviert: „Si vis pacem cole iustitiam“ – „Wenn Du Frieden willst, sorge für Gerechtigkeit“; gemeint sind damit die Arbeits- und Sozialverhältnisse.
Ein generelles Verbot von Krieg und militärischer Gewalt zwischen den Staaten wurde allerdings erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs völkerrechtlich verankert, mit der Annahme der UN-Charta als der Verfassung der Vereinten Nationen.