Wirtschaftliches Wachstum, definiert als Zunahme der Produktion von Gütern und Leistungen, gilt als wichtigstes Mittel zur Erhöhung des Wohlstands.
Trotz der zunehmenden Problematisierung des Wortes und seinem Ersatz durch Begriffe wie "nachhaltige Entwicklung" (sustainable development) wird Wachstum als Voraussetzung zur Lösung aller Probleme betrachtet: Der Münchner Wirtschaftsgipfel der G7 erbrachte als Hauptergebnis die Verkündung einer "starken Wirtschaftsbotschaft". Vor allem wird behauptet, daß notwendige Strukturveränderungen in einer wachsenden Ökonomie besser zu bewerkstelligen seien als bei Stagnation (vgl. z.B. das Gutachten des Sachverständigenrats 1989/90). Dem entgegen ist festzustellen, daß eines der wichtigsten Strukturungleichgewichte in der Welt, nämlich die krassen Einkommensunterschiede, sich im Zuge des raschen Wachstums der letzten 30 Jahre (historisch die dynamischste Wachstumsperiode in der menschlichen Geschichte) auf dramatische Weise vergrößert haben. Die im "Human Development Report" der Vereinten Nationen (Programm der UN für die Entwicklung = UNDP) von 1992 präsentierten Zahlen belegen dies eindrucksvoll.