Die Hoffnung auf einen neuen Parteienkonsens in der Energiepolitik währte gerade ein knappes Jahr. Im November 1992 war durch einen Brief von zwei führenden Vertretern der Energiewirtschaft, Klaus Piltz (VEBA) und Friedhelm Gieske (RWE), an Bundeskanzler Kohl erstmals der Gedanke parteiübergreifender Gespräche für eine Neuausrichtung der Energiepolitik in die öffentliche Debatte geraten. Hintergrund des Schreibens war ein gemeinsamer Entwurf der beiden Energieversorgungsunternehmen und der niedersächsischen Staatskanzlei, der - bis hinein in die Reihen der Grünen - hochfliegende Erwartungen über einen Einstieg in den Ausstieg aus der Kernenergie mit Zustimmung der Energiewirtschaft weckte. Seine wichtigsten Elemente: geordnete Stillegung der vorhandenen Kernkraftwerke nach einer "Regelnutzungsdauer"; Wiedereinstieg in die Kernenergie nur mit breiter politischer Mehrheit; keine Wiederaufarbeitung von nuklearem Abfall. Auf diese Ansätze stützte sich auch der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder, als er für die SPD die Initiative zu Verhandlungen mit den anderen Parteien - zeitweilig zu einer großen Runde mit Verbänden und Interessengruppen erweitert - ergriff. Nach mehrmonatigen Verhandlungen beschloß das SPD-Präsidium am 25. Oktober 1993 jedoch lapidar: "Der Bericht von Gerhard Schröder wird zur Kenntnis genommen.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.