Die Talsohle sei durchschritten und von nun an ginge es aufwärts, verkündete Bundeswirtschaftsminister Rexrodt Mitte Januar 1994. Die Experten seines Ministeriums hätten präzise und wohl abwägend berechnet, daß im Laufe dieses Jahres das Sozialprodukt wieder um 1,5% wachsen werde.
Nun gehört es zum Geschäftsgebaren eines Wirtschaftsministers, Optimismus zu verbreiten, noch dazu in einem Wahljahr. Massive Zweifel aber sind gegenüber den Rechenkünsten seiner amtlichen Prognostiker angebracht; sie haben in den letzten vier Jahren, seit dem Anschluß Ostdeutschlands, mit keiner verläßlichen Rechnung aufgewartet. Weder der "in seinem Ausmaß unerwartete konjunkturelle Abschwung" 1) noch die tiefe langwierige Transformationskrise in den neuen Bundesländern wurden von ihnen, rechtzeitig vorausschauend, erkannt und in ihren Folgen berechnet. Treffender wird die gegenwärtige Situation von der Bundesbank charakterisiert: "Wann sich aus der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in einer Reihe von Einzelbereichen ein dauerhafter Wachstumsprozeß entwickelt, muß freilich zum gegenwärtigen Zeitpunkt offen bleiben.
Nach wie vor überwiegen bei den Unternehmen die Anpassungen an das gesunkene Niveau der Wirtschaftstätigkeit.