Mit ihrem Sieg bei den indischen Parlamentswahlen hat die hindunationalistische Bharatiya Janata Party (BJP) den vorläufigen Höhepunkt ihres erstaunlichen Aufstieges zur stärksten politischen Kraft erreicht. Sie regiert heute in sieben von 26 Bundesstaaten, stellt nun schon zum zweiten Mal die größte Fraktion im indischen Unterhaus und mit großer Wahrscheinlichkeit auch den zukünftigen Premierminister. Spitzenkandidat der BJP war der charismatische A.B. Vajpayce. Er gilt als Gemäßigter und wird über die Parteigrenzen hinaus respektiert. Groß aber ist die Angst, daß Vajpayce nur die Maske ist, hinter der sich die Fratze eines aggressiven Hindutums verbirgt, das Indien in seinen Grundfesten zu erschüttern droht. Unvergessen bleibt der 6. Dezember 1992, als Tausende fanatisierter Hindus, aufgehetzt von jahrelanger Propaganda der Hindunationalisten, die Babri-Moschee im nordindischen Ayodhya stürmten und dem Erdboden gleichmachten, um an ihrer statt einen Tempel für den mythischen Gottkönig Ram zu erbauen. Die Welle der Gewalt, die dadurch ausgelöst wurde, gehört zu den dunkelsten Kapiteln des modernen Indien.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.