Wo sind all die "Jungen Wilden" hin? Wo sind sie geblieben? Das fragt man sich, denkt man an all jene Jungfunktionäre, die noch vor kurzem so lauthals und parteiübergreifend den generationellen Aufstand probten. Wann, wenn nicht jetzt, böte sich den auch nicht mehr ganz jungen Verbalradikalen aller Parteien die Chance, mit der "Berliner Republik" als einem Generationsprojekt aus ihrer Nischenexistenz heraus und in die Vorhand zu kommen? Tatsächlich ist in der CDU die Generationsdebatte entbrannt. Auf die Kohlsche Verfinsterung der christlich-demokratischen Zukunft folgte der Kälteschock der Schäubleschen Enthüllung. Seither bewegt vor allem eine Frage: Wer übernimmt die Führung in der CDU? Hatte es hinter Kohl stets Schäuble als Kronprinzen gegeben, steht die Partei nun völlig kopflos dar. Mehr noch: Die CDU scheint den Domino-Effekt zu fürchten. Mit Schäuble ist das System Kohl nicht länger auf den Altkanzler reduziert, und die ganze Generation der Ziehkinder des Patriarchen gerät in den Ruch der Kontaminierung, von Rühe bis Rüttgers. Eigentlich der ideale Zeitpunkt für die Enkel, jene ominösen jungen Wilden, aus der Deckung zu kommen, sollte man meinen. Doch keiner von ihnen unternimmt ernsthafte Anstalten, einen Führungsanspruch geltend zu machen.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.