Es war eine Szene wie aus einem Hollywoodstreifen. Der US-Präsident rief in der ersten großen Internet-Krise die nationale Computerelite zusammen: Ordensgeschmückte Offiziere, finstere Agenten und Computer-Hacker, die ihre Frisur offensichtlich seit Woodstock nicht geändert haben. Es sei "kein Pearl Harbor" gewesen, so Bill Clintons nicht wirklich auf Entwarnung angelegte Zusammenfassung am nächsten Tag. Medienwirksam wurde ein Milliarden-Dollar-Programm zur Erhöhung der Internet-Sicherheit versprochen. In Deutschland zog Innenminister Schily nach und verkündete den Aufbau einer "Internet Task Force" aus BKA, Innenministerium und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Ein Schnellschuß, der weder der polizeilichen Praxis noch den Anforderungen des Datenschutzes gerecht wird, aber die verstörte Öffentlichkeit zunächst beruhigen konnte. Was war geschehen? Zuerst wurde das Flaggschiff der Online-Branche versenkt: Der milliardenschwere Suchdienst Yahoo ging für einige Stunden aus dem Netz. Dann kamen andere führende E-Commercer an die Reihe, in einer Zwischenbilanz reklamierte die Branche einen Schaden von 1,2 Mrd. US-Dollar. Auch in den folgenden Wochen meldeten Firmen Angriffe, unter anderem ein Internet-Broker und Microsoft.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.