Ausgabe Januar 2001

Antisemitismusstreit in Frankreich

La campagne de France 1) und kein Ende. Im vergangenen April brachte ein renommierter Pariser Verlag ein Buch dieses Titels heraus. Sein Autor verkündet darin, er gedenke einen Kreuzzug für die Verteidigung der Sprache und der französischen Werte zu führen. Sein persönliches Tagebuch aus dem Jahr 1994 liefert den Rahmen seiner Auseinandersetzung mit allem, was ihm der grandeur unseres schönen Frankreichs zu schaden scheint. Nämlich was? Unter anderem die verhunzte Sprache, die - sei es im Fernsehen, sei es selbst im Schulunterricht - auf uns eindringt. Aber auch eine Einwanderungspolitik, die Immigranten zunehmend die gleichen Rechte wie den Einheimischen zubilligt. Und schließlich eine Rundfunksendung, die es heute nicht mehr gibt: Panorama von France Culture, wo wöchentlich an die 40 neu erschienene Bücher besprochen wurden.

Was stört den Mann an Panorama? Daß seine "jüdischen Mitarbeiter" uns unaufhörlich mit den spezifischen Problemen der Juden behelligen, was "auf die Dauer doch ein wenig nervt, weil es kein Gegengewicht gibt". Im übrigen demonstriere die große Zahl dieser "jüdischen Mitarbeiter", daß "eine bestimmte ethnische oder religiöse Gruppe eindeutig überrepräsentiert ist".

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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