United We Stand - Chickenburger verkündet der Aushang eines schäbigen Gasthofs im verlassenen Hinterland Maines. Zusammen mit dem gewöhnlichen Produkt soll die ungewöhnliche Botschaft "rüberkommen": Jener 11. September hat den Wirt daran erinnert, daß er nicht nur Besitzer seines kleinen Ladens ist, sondern auch Mitglied einer großen Nation. The Spirit of America ("Newsweek") macht dieser Tage vor nichts und niemandem halt. Daß die Stunde der Not den Geist des Volkes transformieren würde - diese uralte Einsicht hat sich wieder einmal schlagend bestätigt. "Wir können sagen", rekapituliert 1915 Ernst Lederer (Zur Soziologie des Weltkriegs), "daß sich am Tage der Mobilisierung die G e s e l l s c h a f t, die bis dahin bestand, in eine G e m e i n s c h a f t umformte." Und er fährt fort: "Daß die Völker gegenwärtig im Kriege, mehr als jemals, die Form der Gemeinschaft annehmen, liegt dann, daß das moderne Heer mit der allgemeinen Wehrpflicht, jenseits aller gesellschaftlichen Bindungen, einen eigenartigen Komplex ausgebildet hat, innerhalb welchem alle soziale Besonderheit suspendiert ist." Suspendiert also nicht dauerhaft aufgehoben, sondern zeitweitig verdrängt und bis auf weiteres zum Verschwinden gebracht. Kalamität "kassiert" Pluralität.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.