Ausgabe Februar 2002

Afghanistans Nachbarschaft

Zur Entwicklung der zentralasiatischen Staaten

Zu einem Zeitpunkt, als fünf aus dem Zerfall der Sowjetunion hervorgegangene Staaten Zentralasiens den zehnten Jahrestag ihrer Unabhängigkeit begingen, geriet die Region durch die Entwicklungen seit dem 11. September schlagartig ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit. Schon zuvor war sie überwiegend im Zusammenhang mit "Geopolitik" wahrgenommen worden. Prognosen und Spekulationen über "märchenhaften Rohstoffreichtum" und Auseinandersetzungen über Pipeline-Routen aus dem kaspischen Raum hatten Schlagworte wie "New Great Game" und "neue Seidenstraße" provoziert. Bei aller Bedeutung, die von Moskau bis Washington, von Brüssel bis Tokio externen Interessen an oder Einflußkonkurrenz in der Region zugeschrieben wird, sollte nicht übersehen werden, daß sich die Konstellation zwischen externen Einflüssen und endogenen politischen Kräften seit den Zeiten des historischen "Great Game" grundlegend gewandelt hat. Das Schlagwort vom "neuen großen Spiel" suggerierte mit einer fragwürdigen historischen Analogie eine Mächtekonkurrenz um die Verfügung über Territorien wie in Hoch-Zeiten des Imperialismus. 1) Der Charakter der regionalen Länder ist heute ein ganz anderer als damals, als hier noch keine Nationalstaaten mit einer einheimischen politischen Elite existierten.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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