Das Zeitalter der ethnischen Konflikte hat die Ära des Kalten Kriegs abgelöst: Während bis Ende der 80er Jahre "ethnische Konflikte" in den Medien nahezu unbekannt waren, stieg "Ethnizität" in den 90er Jahren zur beherrschenden Interpretationsformel von Konflikten auf. Der Zusammenbruch der Sowjetunion und der damit einhergehende Abgesang auf die herrschende Weltordnung bereiteten das Feld für die Vorstellung, dass die gesamte Welt von ethnischen Konflikten erschüttert wird: Zunächst Nagorny-Karabach, dann Abchasien, Slowenien, Kroatien, Angola, Bosnien-Herzegowina, Ruanda, Chiapas, Somalia, Tschetschenien, Zaire, Kosovo, Molukken und Mazedonien, um nur einige zu nennen. Auch den Afghanistankonflikt, der durch die Anschläge des 11. September wieder ins Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung rückte, identifizierten Medien und Politiker als einen "ethnischen", obgleich sich die "Beteiligten" nicht einmal ethnisch definierten. Es scheint geradezu so, als ob sich gewaltsame Konflikte auf dieser Welt einer ethnischen Etikettierung gar nicht mehr entziehen können. Im Folgenden will ich eine Annäherung wagen, wie die Konjunktur des Ethnischen zu erklären ist.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.