Hunderttausend Demonstranten waren prognostiziert worden; am Ende gingen fünfhunderttausend am 15. Februar in Berlin gegen einen kommenden Irakkrieg auf die Straße. Die Bundesrepublik erlebte die wohl größte Demonstration ihrer Geschichte; und selbst Springers "Welt", ansonsten klar auf Kriegskurs, musste wohl oder übel eingestehen: "Eine halbe Million ist keine Randgruppe. Eine halbe Million ist ein Politikum." ("Die Welt", 17. 2.)
Wie aber mit diesem Politikum umgehen? Bisher ist eine strategische Debatte über die neue Qualität von Protest durch die Aktivisten noch nicht erkennbar. Anders die Gegenseite. Ihrer Bedeutung entsprechend wurde die Demonstration stante pede massiv rhetorisch bekämpft. Richard Herzinger sah ein Land im "Friedenstaumel" und erhob den alten Vorwurf der Naivität und Weltabgewandtheit: "Maßgebliche Teile der Öffentlichkeit steigerten sich in einen Rausch der Selbstgerechtigkeit und Ignoranz." (www. zeit.de/politik/herzinger_170203). In der "Welt" machte Konrad Adam bereits am Tage der Demonstration, also ohne Anschauung des Ereignisses, geistig mobil und vergatterte die Bewegung auf ihren angeblichen "Fundamentalpazifismus" ("Die Welt", 15. 2.).