Soziale Bewegungen in Argentinien
Aus zwei Gründen beherrschte das zuvor als neoliberales Musterland geltende Argentinien ab Ende Dezember 2001 weltweit die Fernsehkanäle und Printmedien: wegen des spektakulären finanziellen Kollapses und wegen der ebenso spektakulären Mobilisierung einer Fülle sozialer Bewegungen, durch welche die gewählte Regierung De la Rua gestürzt wurde; kurz danach wurde vom ersten der drei Interimspräsidenten der größte Staatsbankrott der neueren Wirtschaftsgeschichte ausgerufen. Dabei überraschte die Tiefe des Krisenprozesses, der sich in einer rasch auf über 50 Prozent ansteigenden offiziellen Armutsquote, einer weit über 20 Prozent liegenden Arbeitslosenziffer und einer völligen Diskreditierung der politischen Institutionen ausdrückte.
Dem seit Mai 2003 amtierenden Präsidenten Néstor Kirchner gelang es inzwischen, eine gewisse wirtschaftliche Stabilisierung zu erzielen. Auch wenn Arbeitslosigkeit und Armut kaum reduziert werden konnten, haben die sozialen Bewegungen und politischen Initiativen im Zuge dieses unter Kirchner eingetretenen partiellen Normalisierungsprozesses erheblich an öffentlicher Wirksamkeit eingebüßt.