Ausgabe Juni 2007

Verbraucherpolitik light

Die schwarz-rote Bundesregierung legte Anfang April d.J. zum wiederholten Mal ein Verbraucherinformationsgesetz vor, nachdem der letzte Entwurf Ende 2006 wegen verfassungsrechtlicher Bedenken vom Bundespräsidenten zurückgewiesen worden war. Die dadurch gewonnene Denkpause haben Union und SPD allerdings offenbar nicht genutzt, den Gesetzentwurf zu qualifizieren. Da zu erwarten ist, dass die parlamentarischen Beratungen nicht zu wesentlichen Ergänzungen führen werden, wird die Chance vertan, nach über 20 Jahren Debatte über die Informationsrechte der Verbraucherinnen und Verbraucher einen spürbaren Schritt in Richtung Verbrauchersouveränität zu gehen.

Vom „Glykolskandal“ zum Verbraucherinformationsgesetz

Ein Blick zurück: Im Frühjahr 1985 gelangte der Umstand an die Öffentlichkeit, dass in der Bundesrepublik Weine vertrieben wurden, die mit Diethylenglykol (DEG) versetzt waren. DEG wird normalerweise als Frostschutzmittel und chemisches Lösungsmittel eingesetzt. Nachdem man langsam das Ausmaß der Beimengungen von DEG zu erkennen begann, wurden Weine, vor allem österreichischer, aber auch deutscher Herkunft – abhängig von den vorhandenen Analysekapazitäten – untersucht.

Die als „Glykolskandal“ bekannt gewordenen Vorgänge führten zu einer erheblichen Verunsicherung in der Bevölkerung und in deren Folge zu einem massiven Rückgang des Weinkonsums.

Sie haben etwa 14% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 86% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Klimaanpassung: Wegducken statt handeln

von Lasse Thiele

Starkregen, Dürre, immer neue Hitzerekorde – selbst optimistische Zeitgenoss:innen müssen mittlerweile anerkennen, dass die Folgen der Klimakrise nicht mehr abwendbar und längst auch in Deutschland spürbar sind. Der Umgang mit solchen Extremwetterereignissen stellt eine der wichtigsten politischen Großbaustellen dieses Jahrhunderts dar.