Ausgabe Juli 2007

Der Kaukasus und das Kosovo-Phantom

Auf dem 19. EU-Russland-Gipfel, der am 17. und 18. Mai in Samara stattfand, wurde am Rande auch über das Kosovo gesprochen, obwohl eigentlich nicht viel zu besprechen war: Die internationale Kosovo-Politik ist gescheitert, die allgemeine Zukunftsprognose weitgehend pessimistisch.1 UN-Sicherheitsrat und Kontaktgruppe sind uneins über den Ahtisaari-Plan einer „kontrollierten Unabhängigkeit“ des Kosovo, und eine neue UN-Resolution zum Kosovo dürfte an einem Veto Russlands scheitern.

Denn Russlands Ablehnung der westlichen Pläne zum finalen Kosovo- Status ist eindeutig: Dass man die anerkannten Grenzen des souveränen Serbien gegen dessen Willen ändern will, lediglich „legitimiert“ durch eine „gewaltsame Einmischung von außen“, nämlich die NATO-Militäraktion vom Frühjahr 1999, bewog Präsident Wladimir Putin bereits im Januar dieses Jahres zu einer bemerkenswerten Analogie: „Das ist doch wie nach dem Zweiten Weltkrieg, als drei, vier Herren mit dem Stift in der Hand die Welt und ganz Europa neu aufteilten.“

In Moskau kennt man die verheerenden Zustände im Kosovo, die durch jede Konzession in Sachen Unabhängigkeit eskalieren werden, zumal – so Pavel E.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Euphorie und Ernüchterung: Bangladesch nach dem Aufstand

von Natalie Mayroth, Dil Afrose Jahan

Im September fanden an der Universität Dhaka, einer der wichtigsten Hochschulen Bangladeschs, Wahlen zur Studentenvereinigung statt. Manche sehen sie als Testlauf für die nationalen Wahlen. Daher ist es ein Warnsignal, dass dort ausgerechnet der Studentenflügel der islamistischen Jamaat-e-Islami gewann.

Koloniale Nachwehen: Der Kampf um Kaschmir

von Amadeus Marzai

Ein brutaler Terroranschlag riss am Nachmittag des 22. April das idyllische Baisaran-Gebirgstal im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs aus seiner Ruhe. Es war der Beginn einer rapiden Eskalation im seit jeher angespannten indisch-pakistanischen Verhältnis und könnte sogar zum Ausgangspunkt eines größeren Krieges zwischen den beiden Nuklearmächten werden.

Südkorea: Vom Putschversuch zur Richtungswahl

von Fabian Kretschmer

Es ist mehr als nur ein Klischee, dass die südkoreanische Demokratie zu den lebhaftesten in ganz Asien zählt. Seit der Wahlkampf Anfang Mai offiziell eingeläutet wurde, sind die gläsernen Fassaden der Bürotürme in der Hauptstadt Seoul mit riesigen Plakaten der Spitzenkandidaten zugepflastert.